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PORTRÄT MIR-HOSSEIN MUSSAVI, EX-REGIERUNGSCHEF IRAN: "Ich werde die Korruption ausrotten"

Nach zwanzig Jahren ist Mir-Hossein Mussavi überraschend auf die politische Bühne Irans zurückgekehrt – als Herausforderer des konservativen Präsidenten Mahmud Achmadineschad bei der Wahl am 12. Juni.

Zur Vernissage in der „Saba Art Galerie“ in Teheran war diesmal nicht nur das übliche Kunstpublikum gekommen, sondern auch viel Prominenz. Schließlich gab es eine ganz besondere Ausstellung zu sehen – abstrakte Gemälde von Mir-Hossein Mussavi, dem früheren Regierungschef des Iran. 1941 nahe der westiranischen Stadt Täbriz geboren, studierte er Architektur und Städtebau an der Melli-Universität in Teheran und schloss seine Ausbildung 1968 mit dem Ingenieursdiplom ab. Von 1981 bis 1989 leitete er die Geschicke seines Landes – den ganzen achtjährigen blutigen Krieg mit Saddam Hussein hindurch war er Ministerpräsident.

Als sein Amt 1989 per Verfassungsreform abgeschafft wurde, zog Mussavi sich ins Privatleben zurück und ging wieder seinen Neigungen nach – als Maler und Architekt, als Hochschullehrer und Doktorvater sowie als Präsident der Iranischen Akademie der Künste. Nach zwanzig Jahren ist er nun überraschend auf die politische Bühne seines Landes zurückgekehrt – als Herausforderer des konservativen Präsidenten Mahmud Achmadineschad bei der Wahl am 12. Juni. Der 67-Jährige, der auch Arabisch und Englisch spricht, ist jetzt das wichtigste Aushängeschild des Reformlagers.

Mussavi steht in dem Ruf, ein guter Organisator und Wirtschaftsfachmann zu sein. Und er vermag Wähler aus dem konservativen Milieu anzusprechen, obwohl zum Obersten Religionsführer Ali Chamenei aus früheren gemeinsamen Regierungstagen ein gespanntes Verhältnis geblieben ist. Bis heute fühlt sich Mussavi sozialistischen Idealen verbunden, obwohl er die Privatisierung der Staatsbetriebe beschleunigen will. Aber er hat sich ein Gespür bewahrt für die Nöte der ärmeren Leute, auf deren Stimmen Amtsinhaber Achmadineschad setzt. So fiel in seine Regierungszeit eine Landreform, durch die ins Exil geflohene Großgrundbesitzer enteignet und brachliegende Ackerflächen an Tagelöhner verteilt wurden.

Schon bei seinen ersten öffentlichen Auftritten nahm Mussavi kein Blatt vor den Mund. „Ich werde die Korruption ausrotten“, versprach er. Die Regierung Achmadineschad bezichtigte er der Rechtsbeugung und des Missmanagements, auch wenn er das Nuklearprogramm seines Landes ohne Vorbehalte unterstützt. Man sei arm geworden an guten Arbeitern und erfahrenen Managern, kritisierte er: „Arm an Qualifikationen ist schlimmer als Armut.“

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