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PORTRÄT NICK GRIFFIN BRITISH NATIONAL PARTY:: „London ist gar keine britische Stadt mehr“

Der rechtsextreme Politiker Nick Griffin wurde von der BBC eingeladen. Er nennt das einen "Meilenstein auf dem Weg zur Rettung unseres Landes"

Wo immer Nick Griffin geht, wird er von seinen Muskelmännern begleitet. Auch als Demonstranten den Haupteingang der BBC-Studios blockierten und der Nationalistenführer durch den Hintereingang in den Studio-Komplex bugsiert werden musste. „Es wird ein Hauen und Stechen geben“, grinste er und freute sich auf die erste Diskussionssendung der britischen Mediengeschichte, zu der ein Rechtsextremist eingeladen wurde.

Mit 13 las er „Mein Kampf“, er ging mit seinem Vater zu Treffen der „National Front“, gründete als Jurastudent in Cambridge einen Studentenzweig der NF und lernte Boxen, weil die Roten ihn verprügelten. Er redigierte Kampfblätter wie „Die Rune“ und kam aus dem Halbdunkel der marginalen Politik nie heraus. Doch nun will der 50-Jährige ein britischer Jörg Haider werden. Deshalb war die Einladung zur Traditionssendung „Question Time“ fast so wichtig wie sein Erfolg bei den Europawahlen. Als Volksvertreter kann er Rechte beanspruchen, auch wenn die Briten bei aller Freude an der Redefreiheit seit Hitler-Deutschland hyperempfindlich gegen Faschismus und Rassismus sind.

Griffins erste Pressekonferenz als Europaparlamentarier endete im Tumult. Die Einladung zur Gartenparty der Queen wurde ihm wieder abgenommen. Als Fernsehgast blieb er, außer für ein paar strenge Interviews, tabu.

Bis jetzt. Der fast hysterische Streit in den Medien über die Einladung der BBC peitschte die Publizität um die Sendung hoch. „Danke, BBC“, sagte Griffin. Auf der BNP-Webseite bezeichnete er den TV-Auftritt als „Meilenstein auf dem Weg zur Rettung unseres Landes“. Acht Millionen sahen die Ausstrahlung am späten Donnerstagabend. Schon fühlte er sich wie ein Politiker des Establishment.

Doch dann stürzte sich das Publikum mit einer solchen Vehemenz auf Griffin, dass dem fast die Luft ausging. „Wenn sie alle an verschiedenen Fronten angreifen, werden wir nichts ausrichten“, rief Moderator David Dimbledy wie ein General, der eine Offensive befehligt. Nun will Griffin die BBC verklagen, weil sie ihm einen „Lynchmob“ auf den Hals gehetzt habe. Das Programm hätte gar nicht in London mit seinem Multikulti-Publikum aufgenommen werden dürfen, behauptet er. London sei gar keine britische Stadt mehr und die BBC, diese „linksgerichtete Verschwörung“, habe ihm eine Falle gestellt. In der Rolle des Märtyrers fühlt er sich eben am wohlsten. Matthias Thibaut

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