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Porträt: Nigel Farage: „Aufgeblasene, selbstgefällige Politikmaschine“

Er ist der Chef der britischen Independance Party. Und damit ist Nigel Farage der Schrecken der Konservativen. Ein Porträt.

Er will das Rauchen in Pubs wieder erlauben, die Einwanderung für fünf Jahre stoppen, die Zahl der Gefängnisplätze verdoppeln und Großbritannien aus der EU herausführen. Und wenn das für Kettenraucher Nigel Farage noch Fernziele sind, ist eines gewiss: An diesem Donnerstag wird er mit seiner Populistenpartei UKIP bei Grafschaftswahlen in England das britische Parteiensystem durcheinanderbringen.

Umfragen zeigen, dass die UKIP allen etablierten Parteien Stimmen stehlen wird, vor allem den Konservativen. Zehntausende sind schon Fans der Auftritte des Schnellredners im Europaparlament auf Youtube. In den USA lassen sich TV-Sender am liebsten von ihm die Unwägbarkeiten der Eurokrise erklären. Aber nun ist Farage auch für Millionen von Briten die authentische Stimme des Protests. In der jüngsten Umfrage der „Sunday Times“ bekam er als einziger Parteichef eine positive Zustimmungsnote. Kein Wunder, dass die anderen Farage von zukünftigen Fernsehdebatten ausschließen wollen.

Dass Farage unverwüstlich ist, weiß man, seit er 2010 einen Flugzeugabsturz überlebte. Er und der Pilot wollten mit einer zweisitzigen Maschine ein UKIP-Werbeband über Buckinghamshire flattern lassen. Praktisch im Alleingang gründete der 49-jährige Börsenhändler, der in zweiter Ehe mit einer Deutschen verheiratet ist, vor 20 Jahren die UKIP als Protest gegen den Maastricht-Vertrag und führte sie in Europawahlen zum Erfolg. Eine „Ein-Mann-Show“, hieß es immer. Aber nun stellt die UKIP zum ersten Mal landesweit Kandidaten für regionale Parlamente und steht vor einem Durchbruch.

Wie reagieren, fragen sich die Tories. Senior Ken Clarke schaltete auf Angriff und schimpfte über die „Versammlung von Clowns“ – nur um von Farage als Musterbeispiel einer „verknöcherten, aufgeblasenen Politikmaschine“ verspottet zu werden, „die für „Millionen Wähler nur Verachtung übrig hat“. Anders Londons Oberbürgermeister Boris Johnson. Er lobte Farages Haltung gegen Pomp, politische Korrektheit, verrückte Brüsseler Regulierungen und für niedrige Steuern, Kleinunternehmer und Großbritannien. „Wir Tories sehen ihn mit seinem Pint, seiner Zigarre, seinem Humor und erkennen instinktiv einen von uns.“

Plädiert Johnson, wie viele Tories, für einen Wahlpakt mit der UKIP für 2015? Farage winkte bereits ab. Aber, sagte er stolz: „Margaret Thatcher würde, wenn sie heute in die Politik ginge, bei uns eintreten.“

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