zum Hauptinhalt

PORTRÄT OLEG DERIPASKA RUSSISCHER MILLIARDÄR IN NOT:: „Wir sind immer bereit, in den Krieg zu ziehen“

Die Strabag, der auch in Deutschland gut aufgestellte österreichische Bauriese, sei ihm wichtiger als die Magna, sagte Oleg Deripaska. Sprach’s und verkaufte die erst im Mai 2007 erworbenen Anteile an dem kanadischen Autozulieferer – mit einem Verlust von 630 Millionen US-Dollar.

Die Strabag, der auch in Deutschland gut aufgestellte österreichische Bauriese, sei ihm wichtiger als die Magna, sagte Oleg Deripaska. Sprach’s und verkaufte die erst im Mai 2007 erworbenen Anteile an dem kanadischen Autozulieferer – mit einem Verlust von 630 Millionen US-Dollar.

Die Finanzkrise hat Russland erreicht. Notverkäufe wie der von Deripaska sind kein Einzelfall. Noch im Frühjahr mit einem Privatvermögen von 40 Milliarden Dollar als reichster Mann Russlands gelistet, ist der bullige Vierzigjährige inzwischen nicht nur um einige Milliarden, sondern auch um etliche Pfunde leichter. Vorbei die Zeiten, in denen Russlands „Goldene Horde“ mit Erlösen aus Rohstoffexporten zusammenraffte, was immer sich ergab. Premier Putin hatte schon als Präsident getönt, für Russland sei es vorteilhafter, im Westen Maschinenfabriken zu kaufen als Maschinen. Der Transfer von Know-how würde dadurch billiger.

Deals dieser Art wurden meist über westliche Banken finanziert. Ihnen mussten die Russen zunächst Teile der neu erworbenen Beteiligungen als Sicherheit verpfänden und dann laufend nachschießen. Denn die Aktienkurse sind weltweit im freien Fall. Um ihre Verbindlichkeiten bedienen zu können, müssen die Schuldner daher abstoßen, was verzichtbar für das Kerngeschäft ist. Darunter auch attraktive Beteiligungen wie Deripaskas Magna-Anteile.

Mit katastrophalen Folgen für das eigene Konto und für Mütterchen Russland. Notschlachtungen à la Deripaska sind jedoch nur einer der Gründe dafür, dass der russische Leitindex RTS in den letzten vier Monaten um 60 Prozent nachgab. Sinkende Nachfrage im Westen bringt den Abwärtstrend von Rohstoff-Indizes zusätzlich in Fahrt. Ein bisschen Alu, ein bisschen Nickel, Baustoff und Koks: Das System, nach dem Deripaska sein Imperium mit weltweit über 240 000 Beschäftigten konfigurierte, funktioniert nur, solange an der Börse die Bullen dominieren.

Gegenwärtig haben dort jedoch die Bären die Lufthoheit; das liegt auch an Moskaus Krieg mit Georgien. Zuvor hatte Putin mit ungeschickten Äußerungen schon den Kohle- und Bergbaugiganten Mechel in den Abgrund gestoßen und dieser die gesamte Metallbranche mit sich gerissen. Deripaska hat seither das Geiz-ist-geil-Prinzip entdeckt. Eine Privatinsel in der Karibik soll momentan nicht mehr auf seinem Einkaufszettel stehen. Elke Windisch

Elke WindischD

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false