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PORTRÄT PAK PONG JU NEUER PREMIER IN NORDKOREA: Ein Funktionär soll reformieren

Es hat nicht viele hoffnungsvolle Nachrichten aus Nordkorea in den vergangenen Wochen gegeben, eigentlich überhaupt keine – doch die Ernennung von Pak Pong Ju Anfang April zum neuen Premierminister könnte eine sein. Zumindest für die Hunger leidende Bevölkerung in der verschlossenen Diktatur.

Es hat nicht viele hoffnungsvolle Nachrichten aus Nordkorea in den vergangenen Wochen gegeben, eigentlich überhaupt keine – doch die Ernennung von Pak Pong Ju Anfang April zum neuen Premierminister könnte eine sein. Zumindest für die Hunger leidende Bevölkerung in der verschlossenen Diktatur. Der 73 Jahre alte Pak gilt als erfahrener Wirtschaftsreformer – soweit das in Nordkoreas Planwirtschaft überhaupt möglich ist.

„Die Nordkoreaner haben jetzt wieder Hoffnung, weil die Menschen sich daran erinnern, wie er früher gewesen ist“, sagte ein geflohener ehemaliger Parteisekretär eines nordkoreanischen Unternehmens der von Flüchtlingen organisierten Webseite „Daily NK“. „Er ist willensstark und aufgeschlossen.“ Schon einmal, von 2003 bis 2007, führte Pak Pong Ju als Premierminister Wirtschaftsreformen durch. Diese förderten die Entstehung privater Märkte, was der Grundversorgung der Bevölkerung zugutekam. Nicht jedoch den Pfründen der alten Garde, vor allem der Militärs, die vom alten System profitiert hatten. Weil auf den Märkten auch geschmuggelte westliche und chinesische Waren ihren Weg nach Nordkorea fanden, fiel er 2007 in Ungnade. Er sei zu „kapitalistisch“ gewesen.

Pak Pong Ju stürzte jedoch nicht allzu tief, wobei ihm die Freundschaft zu Jang Song Thaek geholfen haben dürfte. Dieser ist der Onkel des neuen Diktators Kim Jong Un und eine der mächtigsten Personen Nordkoreas. Als neues Politbüromitglied der Arbeiterpartei zählt nun auch Pak Pong Ju zu den Einflussreichsten im Lande.

Pak Pong Jus Beförderung und die aktuellen Drohungen mit einem Atomschlag sind die Umsetzung der neuen „Byungjin“-Parole der nordkoreanischen Politik. Unter diesem „doppelten Fortschritt“ versteht Kim Jong Uns Diktatur die gleichzeitige Förderung von Wirtschaftsreformen und Atomwaffen. Interessanterweise beschäftigte sich die größte nordkoreanische Zeitung „Rodong“ zuletzt gar nicht so sehr mit der Kriegsgefahr auf der nordkoreanischen Halbinsel, sondern berichtete über die Entwicklung der eigenen Wirtschaft.

Pak Pong Ju kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Er soll Reformen nach chinesischem Vorbild bevorzugen. Politische Aussagen von ihm sind allerdings nicht überliefert. Scheitert er, dürfte er wissen, was ihm passieren könnte. Pak Nam Gi, der Verantwortliche für die fehlgeschlagene Währungsreform, ist Südkoreas Medien zufolge hingerichtet worden.Benedikt Voigt

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