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PORTRÄT PAWEL ASTACHOW KINDERBEAUFTRAGTER IM KREML:: „Wie amerikanisches Roulette“

Pawel Astachow, der Beauftragte des Kremls für die Rechte von Kindern, zieht gerne alle Register, wenn es darum geht, das Adoptionsverbot für russische Kinder durch US-Bürger zu rechtfertigen, das seine Regierung Ende 2012 verhängte: „Amerikanisches Roulette“ sei die Adoption russischer Waisen durch Pflegeeltern in den USA, sagte Astachow kürzlich. Sie könne zum Erfolg werden, wie im Fall der späteren Paralympics-Siegerin Jessica Long, sie könne aber auch in die Katastrophe führen, wie zum Beispiel bei Masha Allan, die von ihrem Stiefvater fünf Jahre lang missbraucht worden war.

Pawel Astachow, der Beauftragte des Kremls für die Rechte von Kindern, zieht gerne alle Register, wenn es darum geht, das Adoptionsverbot für russische Kinder durch US-Bürger zu rechtfertigen, das seine Regierung Ende 2012 verhängte: „Amerikanisches Roulette“ sei die Adoption russischer Waisen durch Pflegeeltern in den USA, sagte Astachow kürzlich. Sie könne zum Erfolg werden, wie im Fall der späteren Paralympics-Siegerin Jessica Long, sie könne aber auch in die Katastrophe führen, wie zum Beispiel bei Masha Allan, die von ihrem Stiefvater fünf Jahre lang missbraucht worden war.

Auch jetzt schlagen in Russland wieder die Wellen hoch, nachdem bekannt geworden war, dass das dreijährige Adoptivkind Maxim offenbar unter Gewalteinwirkung in einer amerikanischen Pflegefamilie ums Leben kam. Russlands Außenminister Sergej Lawrow kündigte an, er wolle den Fall beim ersten Treffen mit seinem US-Kollegen John Kerry am heutigen Dienstag in Berlin besprechen. Russlands Regierung setzt sich damit erneut dem Vorwurf aus, sie mache die Frage von Adoptionen zum Spielball der Politik – denn das Verbot war erst erlassen worden, nachdem der US-Kongress Einreiseverbote gegen russische Menschenrechtssünder verhängt hatte.

Der kleine, aber feine Unterschied dabei: Die USA treffen mit ihren Sanktionen, wie beabsichtigt, Bürger Russlands. Russland mit seiner „symmetrischen Antwort“ schädigt dagegen die eigenen Bürger, und zwar die schutzlosesten unter ihnen. Es geht um Waisen, meist schwer behinderte, die in russischen Kinderheimen häufig weder Nestwärme noch die nötige medizinische Behandlung bekommen. Und die in Russland selbst kaum Chancen haben, eine Ersatzfamilie zu finden.

Auch der Gewaltvorwurf, mit dem Russland den Adoptionsstopp offiziell begründete, verfängt bei Lichte besehen nicht. Von den bisher in den USA adoptierten 60 000 russischen Kinder starben bisher zwar tatsächlich 19 an den Folgen von Misshandlung. Doch von den 160 000 Waisen, die russische Eltern seit Ende der Sowjetunion 1991 adoptierten, kamen 1220 durch Gewalt ums Leben. Über diese Fälle indes verliert Astachow kein Wort. Die selektive Wahrnehmung von Unrecht bekam er vermutlich bereits an der Jura-Fakultät der Hochschule des KGB beigebracht, die er bis 1991 absolvierte. Der Titel seiner damaligen Habilitationsschrift lautete: „Juristische Konflikte und moderne Methoden ihrer Lösung.“ Elke Windisch

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