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PORTRÄT PEDRO PASSOS COELHO WAHLSIEGER IN PORTUGAL:: „Wir stehen vor schwierigen Zeiten“

Am liebsten singt der Opernfan in Gesellschaft seiner Freunde die berühmten portugiesischen Fado-Lieder, welche von Liebe, Schmerz, sozialen Problemen und der Sehnsucht nach besseren Zeiten handeln. Dieses Talent könnte dem künftigen portugiesischen Regierungschef Pedro Passos Coelho nun zugute kommen.

Am liebsten singt der Opernfan in Gesellschaft seiner Freunde die berühmten portugiesischen Fado-Lieder, welche von Liebe, Schmerz, sozialen Problemen und der Sehnsucht nach besseren Zeiten handeln. Dieses Talent könnte dem künftigen portugiesischen Regierungschef Pedro Passos Coelho nun zugute kommen. Zumal der 46-Jährige seinen elf Millionen Landsleuten, die so gerne in Melancholie und Pessimismus versinken, ordentlich den Marsch blasen muss: „Wir stehen vor schwierigen Zeiten“, stimmte der Chef der konservativen Sozialdemokraten (PSD), triumphaler Wahlsieger, die Portugiesen schon einmal ein. Es müsse endlich Schluss sein mit den allseits beliebten „Mogeleien“.

Passos Coelho hatte zwar noch nie Regierungsverantwortung, ist aber doch ein mit allen Wassern gewaschener Politiker. Der smarte Wirtschaftfachmann, der bei Portugals Frauen besonders gut ankommt, diente sich innerhalb von 30 Jahren von ganz unten zum Vorsitzenden der Partei hoch. Schon mit 14 trat er „zum Kartenspielen“ in die Jugend-Organisation der Sozialdemokraten ein, wo er wegen seines Redetalentes und Charismas sechs Jahr später zum Generalsekretär aufstieg. Mit 25 wurde er dann zum Chef der Sozialdemokratischen Jugend gekürt.

Passos Coelho gab bereits von 1990 bis 1999 ein Gastspiel als Abgeordneter im portugiesischen Parlament, zog sich aber dann aus der Politik zurück. Zehn Jahr lang widmete sich der studierte Ökonom vor allem der Wirtschaft. 2005 kehrte er zurück. Als konservativer Oppositionsführer unterstützte er den bisherigen sozialistischen Ministerpräsidenten José Socrates, der versuchte, das Land vor dem Staatsbankrott zu retten.

Im März 2011 zog Passos Coelho die Notbremse und verweigerte einem neuen Anti-Krisen-Paket von Socrates die Gefolgschaft, weil er es unausgegoren fand. „Es gab zu viel Steuererhöhung und zu wenig Kostenreduzierung. “ Socrates trat zurück, die vorgezogene Neuwahl machte jetzt für Passos Coelho den Weg an die Macht frei.

Der künftige Ministerpräsident, der sich mit dem kleinen christdemokratischen Partner auf eine stabile Mehrheit stützen kann, sieht Portugals finanzielle Rettung durch EU und Internationalen Währungsfonds als Chance. Im Gegensatz zu Socrates hatte er schon lange für ausländische Kredithilfen geworben und den Sozialisten vorgeworfen, die dramatische Finanzlage des Landes zu vertuschen. Ralph Schulze

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