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PORTRÄT RATAN TATA INDISCHER UNTERNEHMER:: „Ein Versprechen ist eben ein Versprechen“

Unternehmer taugen selten als Helden. Anders ist das bei Ratan Tata.

Unternehmer taugen selten als Helden. Anders ist das bei Ratan Tata. Der 70-jährige Firmenpatriarch wird in Indien wie ein Superstar gefeiert. Anfang 2007 kaufte Tata die europäische Firma Corus und schmiedete so den fünftgrößten Stahlkonzern der Welt. Heute, nur ein Jahr später, schickt er sich an, die Traditionsmarken Jaguar und Land Rover zu erwerben. Und ganz nebenbei verspricht er auch noch den billigsten Wagen der Welt auf den Markt zu bringen: Das nur 1700 Euro teure Volksauto Tata Nano.

Auf dem Subkontinent ist der hochgewachsene, charismatische Tycoon deshalb eine Ikone. Für viele Inder verkörpert er das neue Indien, das es dem Westen 60 Jahre nach Ende der Kolonialherrschaft zeigt: Mit Jaguar würde der Inder eine Traditionsmarke der Ex-Kolonialherren aufkaufen.

Den Grundstein für das heutige Firmenimperium legte 1868 Jamsetji Tata, ein Angehöriger der ethnischen Minderheit der Parsen. Der Firmengründer baute 1903 auch das legendäre Tadsch-Mahal-Hotel in Bombay. Heute gilt Tata mit einem Umsatz von fast 29 Milliarden Dollar als größter Konzern des Subkontinents und ist in 85 Ländern aktiv. Tata Motors baut bisher vor allem Klein- und Lastwagen. Bereits vor sieben Jahren schluckte der Mischkonzern die britische Teefirma Tetley Tea. Auch die Stahlfirma Corus zählte als British Steel einst zu den Nationalschätzen der Insel.

Ganz Gentleman enthält sich Ratan Tata, der Architektur und Management studierte, jeden Triumphs. Er ist kein windschnittiger Manager, sondern ein Patriarch alter Schule, dem Werte und Manieren wichtig sind. Trotz seines Alters fliegt der Hobbypilot, der auch schnelle Autos liebt, den Firmenjet bisweilen selbst.

Tata setzt aber nicht nur auf Luxusmarken, sondern will auch ein neues Billigsegment aufrollen. Sein jüngster Coup ist eine indische Variante des Volkswagens. Ein Prototyp soll nun auf der Auto- Expo in Delhi vorgestellt werden. Das Billigstgefährt soll Motorrädern und Mopeds Konkurrenz machen, die vielen Indern als Familienkutsche dienen. Rund 250 000 solcher Volksautos will Tata zunächst pro Jahr herstellen. Im Visier hat der Konzern die asiatischen und afrikanischen Märkte.

Der Konzernchef verfolgt seine Ziele hartnäckig. „Ich hoffe, dass wir unsere Flügel in hundert Jahren weit über Indien hinaus ausgebreitet haben“, sagt er. Tata tut alles, um diese Vision Realität werden zu lassen. Christine Möllhoff

Christine Möllhoff

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