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© DAVIDS/Darmer

PORTRÄT ROGER DE WECK SRG-GENERALDIREKTOR:: „Ich bin ein parteiloser Wechselwähler“

Seine Wahl kam überraschend, zu stark schienen die Gegenkandidaten. Aber Roger de Weck hat es geschafft, die Delegierten vom Schweizer Rundfunk und Fernsehen (SRG) haben ihn zum neuen Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Senders bestimmt.

Seine Wahl kam überraschend, zu stark schienen die Gegenkandidaten. Aber Roger de Weck hat es geschafft, die Delegierten vom Schweizer Rundfunk und Fernsehen (SRG) haben ihn zum neuen Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Senders bestimmt. Wer den 56-jährigen de Weck kennt, der weiß um dessen Auftrittspotenzial: sehr eloquent, präzise in den Gedankengängen, tadellos in den Umgangsformen. Und er ist bekannt, weil sehr präsent in den Medien. Roger de Weck arbeitet als Publizist und Kolumnist für Presse und Radio in der Schweiz, in Deutschland und in Frankreich, er moderiert die SF1-Sendung „Sternstunden Philosophie“, in Deutschland auch bei 3sat zu sehen, er lehrt am College of Europe in Brügge und Warschau, er engagiert sich für das Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien – Roger de Weck ist ein bildungsbürgerlicher Kosmopolit im Berufsgewand des Publizisten. Fragen des Kapitalismus, der Idee Europa, der Gesellschaftspolitik, zudem das Verhältnis der Eidgenossen und der Deutschen treiben den Bankierssohn aus dem Schweizer Freiburg um.

De Wecks journalistischer Quellcode ist Print. Nach Volontariat und Korrespondententätigkeit für verschiedene Blätter, darunter „Tribune de Genève“, „Die Weltwoche“ und die „Zeit“, leitete er als Chefredakteur von 1992 bis 1997 den Zürcher „Tages-Anzeiger“ und anschließend bis 2000 die „Zeit“ in Hamburg. Seither lebt und arbeitet der verheiratete Vater von vier Kindern in Berlin und Zürich.

Das neue Amt, das Roger de Weck am 1. Januar 2011 antritt, wird ihn fordern. Der öffentlich- rechtliche Rundfunk der Schweiz ist nicht in bestem Zustand. Er steckt in den roten Zahlen, darf dort aber nicht stecken bleiben. De Weck sagte schon, dass „es keine Zukunft für ein Unternehmen gibt, das Jahr für Jahr Defizite schreibt“. Unsicher, ob die diskutierte Erhöhung der Gebühren allein die Lage verbessern können. Dann sollen Fernsehen und Radio bis 2011 zusammengelegt werden. Getreu dem SRG- Grundsatz der „idée suisse“ produzieren 6100 Mitarbeiter nicht weniger als acht Fernseh- und 18 Radioprogramme, um die regionale Eifersucht im Land zu befriedigen. Politisch wie emotional ist die Schweiz über die Bewegung des rechtskonservativen Christoph Blocher in Wallung geraten. Parteinahme aber ist de Wecks Sache nicht, er bezeichnet sich als „parteilosen Wechselwähler“. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist für ihn „öffentlicher Service“, möglichst für alle, möglichst für keinen. Joachim Huber

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