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PORTRÄT ROXANA SABERI INHAFTIERTE US-JOURNALISTIN:: "Ich hatte nie große Probleme"

Für iranische Verhältnisse war es ein außergewöhnlich kurzer Prozess. Am Montag musste die amerikanisch-iranische Journalistin Roxana Saberi vor einem Revolutionsgericht in Teheran aussagen.

Die iranischen Behörden werfen der 31-Jährigen vor, sie habe sich Zugang zu Regierungsbeamten verschafft und dann Informationen für den US-Geheimdienst gesammelt. Schon in zwei bis drei Wochen soll jetzt ein Urteil ergehen. Im Iran droht für Spionage die Todesstrafe.

Die Behörden in Teheran behaupten, Saberi habe alle Vorwürfe gegen sie akzeptiert. Doch wahrscheinlich ist das nur ein neuer Akt in dem Verwirrspiel, das die iranischen Beamten seit Wochen rund um Roxana Saberi betreiben. Ende Januar war sie festgenommen worden. Seitdem sitzt sie in einem Trakt des berüchtigten Ewin-Gefängnisses im Norden Teherans.

Am Anfang sah vieles nach einem Bagatellfall aus. Angeblich wurde sie festgenommen, weil sie verbotenerweise Alkohol gekauft hatte. „Sie sagte mir damals, dass sie eine Flasche Wein gekauft habe. Die Person, die die Flasche an sie verkaufte, habe dies dann den Behörden verraten. Daraufhin sei sie festgenommen worden“, zitierte der amerikanische Radiosender NPR den Vater Reza Saberi, der zehn Tage nach der Festnahme mit seiner Tochter telefonieren konnte. Kurze Zeit später fiel den iranischen Behörden dann ein neuer Vorwurf gegen die Journalistin ein, die seit 2003 im Iran lebt. Ihre Presseakkreditierung sei abgelaufen, hieß es jetzt – um dann einige Wochen später den Spionagevorwurf hervorzuholen.

Saberi wuchs in Fargo in North Dakota auf und hat die Staatsbürgerschaften des Irans und der USA. 1997 wurde sie zur Miss Dakota gekürt und nahm an der Endausscheidung zur Miss America 1998 teil. Ihr Studium mit zwei Abschlüssen in Journalismus und Politikwissenschaft beendete sie mit der Bestnote. „Ich hatte nie große Probleme“, sagte sie einer Lokalzeitung aus Anlass ihrer Miss-Wahl.

Der Fall von Roxana Saberi hat eine besondere Relevanz, weil die Vorwürfe gegen sie ausgerechnet zu dem Zeitpunkt verschärft wurden, als US-Präsident Obama in einem Video direkt zur iranischen Bevölkerung sprach. Die Regierung in Teheran sendet damit ein Signal des Misstrauens an die USA. Und der Fall zeigt, dass die Führung Irans im Vorfeld der Präsidentschaftswahl am 12.Juni so ziemlich jedes Mittel recht ist, um als schlagkräftig dazustehen. Fabian Leber

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