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Porträt Schaul Mofas: "Dann werden wir angreifen"

Israels Vizeregierungschef Schaul Mofas erweckt den Eindruck, dass der nächste große Angriff dem Iran und seiner Atombombe gilt - eine bewährte Strategie im Wahlkampf.

Der nächste große Militärschlag steht bevor. Zumindest versuchen israelische Spitzenpolitiker und -militärs, diesen Eindruck zu erwecken. Gegen wen? Nach dem Schawuot-Feiertag am Montag wollen Ministerpräsident Ehud Olmert und Verteidigungsminister Ehud Barak entscheiden, ob sie die Armee in den Gazastreifen entsenden, wie sie seit Monaten drohen. Glaubt man aber Verkehrsminister Schaul Mofas, so kann, ja muss der Angriff dem Iran gelten – und seiner im Bau befindlichen Atombombe.

„Israel ist gezwungen, allein gegen den Iran vorzugehen“, so die Schlagzeile von „Maariv“ auf der Titelseite der Wochenendausgabe. Noch weiter geht das Blatt „Yedioth Ahronoth“: „Mofas: Israel muss den Iran angreifen.“ Mofas, im Iran geborener Ex-Verteidigungsminister, hat allerdings weniger Ahmadinedschad und dessen Staat als Außenministerin Zippi Livni und das Amt des Regierungschefs in Jerusalem im Visier. Das Thema Iran dient ihm als Vorwahlkampfmunition.

Bewährt ist diese Strategie nicht nur im israelischen, sondern auch im US-Wahlkampf. Zuletzt hat das Regierungschef Olmert erlebt, der dieser Tage von einer Einkaufstour aus Washington zurückkehrte. Bush versprach Olmert modernste Waffensysteme, die selbst bei den US-Streitkräften noch nicht im Einsatz sind, und wohl auch politische Rückendeckung, falls Israel tatsächlich militärisch gegen den Iran vorgeht. Die gleiche Zusage erhielt er auch von den Präsidentschaftskandidaten.

Olmert und Mofas haben sich vor kurzem in ihrem Kampf gegen Livni zusammengetan. Der Regierungschef hat wohl eingesehen, dass er angesichts der zahlreichen Korruptionsvorwürfe keine Überlebenschance mehr hat. Die als Kronprinzessin gehandelte populäre „Sauberfrau“ Livni will er aber unter allen Umständen verhindern, weil sie sich als einziges Regierungsmitglied der Kadima- Partei nicht hinter ihn gestellt, sondern seinen Rücktritt gefordert hat. Mofas hat seinerseits Livnis Vorsprung in Umfragen auf neun Prozentpunkte halbiert – mit dem Vorwurf, ihr mangle es an Erfahrung im Sicherheitsbereich. Anders als die Ex-Mossad-Geheimagentin verfüge er als Ex-Oberbefehlshaber der Armee über den nötigen Sachverstand. Er benützt den Iran also nur, um zu behaupten, wie ahnungslos Livni in dieser für Israel existenziellen Frage sei – und wie klug es wäre, ihm selbst die Lösung des Problems anzuvertrauen.

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