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© GETTY IMAGES NORTH AMERICA

PORTRÄT: Scott Brown: „Ich kann auch ohne prominente Hilfe siegen“

Wenn an diesem Mittwoch in Massachusetts der Nachfolger von Ted Kennedy im US-Senat gewählt wird, geht es auch um Obamas Gesundheitsreform.

Er war eigentlich chancenlos. In Massachusetts haben die Demokraten ein Monopol auf die zwei Posten im US-Senat. Seit 1953 hatte stets ein Kennedy den Sitz inne, um den es am heutigen Dienstag bei der Nachwahl für den verstorbenen Ted Kennedy geht. Der andere ist seit 1979 in demokratischer Hand, John F. Kerry hält ihn seit 1985. Massachusetts gilt als verlässlich „blau“, die Farbe der Demokraten. Und der Republikaner Scott Brown, ein sympathischer, aber wenig bekannter Landespolitiker, hatte nur 40 000 Dollar Wahlkampfetat beisammen, als er vor wenigen Monaten den Kampf gegen die Favoritin Martha Coakley aufnahm.

Doch kurz vor dem Wahltag liegen die beiden Kopf an Kopf in den Umfragen. So pumpen beide Parteien und ihre Anhänger plötzlich viel Geld in den Wettstreit: Sechs Millionen Dollar gaben die Demokraten in den jüngsten Tagen für Werbung in Fernsehen und Radio aus, vier Millionen die Republikaner. Präsident Obama flog am Sonntag nach Boston, um in den Wahlkampf einzugreifen. Es ist der Ort seines Aufstiegs, beim Parteitag 2004. Er hielt eine ergreifende Rede, die ihn landesweit bekannt machte. Wird Massachusetts nun zum Wendepunkt seiner Präsidentschaft? Wenn die Republikaner die Wahl gewinnen, verliert Obama die 60-Stimmen-Mehrheit im Senat. Es wäre wohl das Aus für seine Gesundheitsreform. „Macht mich zu der fehlenden Stimme, mit der wir das Gesetz kippen“, wirbt Scott Brown.

Erfolgreich hat sich der 50-jährige Anwalt für Familienrecht zur Stimme nicht parteigebundener Wähler gemacht, die sich über die Arroganz und Alltagsferne des politischen Establishments erregen. Er brauche keine Hilfe der Politprominenz aus Washington, um zu siegen, spottet er. In Massachusetts zeigt sich, woher die größte Bedrohung für Obamas Präsidentschaft kommt: nicht von Republikanern, die ihn schon immer abgelehnt haben. Sondern von „Independents“: Bürgern, die keiner Partei fest verbunden sind. Ihre Stimmen haben ihn 2008 zum Präsidenten gemacht. Nun fürchten sie, dass die wachsende Staatsverschuldung den USA die Zukunft nimmt.

Die Gesundheitsreform ist unpopulär, wegen der Kosten und der wachsenden Rolle des Staats. Unter „Independents“ hat Obama nun höhere Negativwerte als seine Vorgänger Bush, Clinton und Reagan nach einem Jahr Amtszeit. In Massachusetts stellen diese Unabhängigen fast die Hälfte der Wähler. Christoph von Marschall

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