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PORTRÄT THEODORE OLSON AMERIKANISCHER ANWALT:: „Konservativ und für die Homo-Ehe“

Er ist derzeit der einflussreichste Fürsprecher der Homosexuellen in Amerika und ihres Kampfs um die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. An diesem Dienstag beginnen die Anhörungen vor dem Supreme Court dazu.

Er ist derzeit der einflussreichste Fürsprecher der Homosexuellen in Amerika und ihres Kampfs um die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Ehen. An diesem Dienstag beginnen die Anhörungen vor dem Supreme Court dazu. Theodore Olsons Parteinahme verunsichert Konservative, die kategorisch dagegen sind. Denn Olson ist Republikaner, heterosexuell und doch ein Anwalt für die Homo-Ehe. Damit verkörpert er den Sinneswandel der gesellschaftlichen Mehrheit in den USA besser als jeder andere – überzeugender auch als Präsident Barack Obama, der im Wahlkampf 2012 die Seiten vom Skeptiker zum Befürworter wechselte. Zuvor hatten Umfragen ergeben, dass 53 Prozent der Bürger die Home-Ehe akzeptieren. 2008 waren es 44 Prozent gewesen, 1996 27 Prozent.

Olson weiß zudem, wie man die neue Mehrheitsmeinung in der Mediengesellschaft symbolträchtig inszeniert. Im Jahr 2000 hatte er im Rechtsstreit um die Auszählung der Präsidentschaftswahl George W. Bush erfolgreich vertreten. Nun tut er sich mit dem damaligen Gegner, dem Anwalt des Demokraten Al Gore, David Boies, zusammen. Wenn diese beiden gemeinsam für die Homo-Ehe eintreten, wirkt das wie eine ganz große Koalition.

Olson kennt die Macht der Gefühle in diesem Streit. Er spricht emotional und oft unter Tränen darüber, wie lange er mit sich gerungen hat. Er zieht Parallelen zur Überwindung der Rassentrennung: „Homosexualität ist wie die Hautfarbe. Man kann sie sich nicht aussuchen.“ Im Rückblick findet er es unerhört, dass homosexuelle Beziehungen vor wenigen Jahrzehnten strafbar waren – wie vielerorts auch die Ehe zwischen Obamas schwarzem Vater und seiner weißen Mutter gegen das Gesetz verstoßen hätte. Gerade Konservative müssten für die Homo-Ehe sein. Es entspreche ihren Werten, wenn zwei Menschen aus Liebe miteinander leben und volle Verantwortung für einander übernehmen wollen.

Der 72-Jährige findet auch deshalb offene Ohren, weil seine eigene Biografie Mitgefühl weckt. Seine dritte Ehefrau hat er an 9/11 verloren. Es war sein 61. Geburtstag. Sie saß in dem entführten Flugzeug, das auf das Pentagon stürzte. Dreieinhalb Monate zuvor war er zum Generalanwalt der Bush-Regierung ernannt worden. Wenig später musste er Bushs Anti-Terror-Gesetze öffentlich verteidigen, obwohl er intern gewarnt hatte, dass sie in Teilen verfassungswidrig seien. In vierter Ehe ist er nun mit einer Demokratin verheiratet. Christoph von Marschall

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