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PORTRÄT THOMAS STEG, BALD STEINMEIER-BERATER:: "Schließen Sie bitte einen Rosenkrieg aus"

Erst bekräftigte Thomas Steg das Bekenntnis der Kanzlerin zur Atomkraft, dann musste er zu seiner eigenen Zukunft Auskunft geben: Der Vizeregierungssprecher will aus dem Helferstab von Angela Merkel ins Wahlkampfteam von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier wechseln. Die Rochade ist so delikat, dass sie am Montag fast zwanzig Minuten lang die Bundespressekonferenz beschäftigte.

Von Hans Monath

Erst bekräftigte Thomas Steg das Bekenntnis der Kanzlerin zur Atomkraft, dann musste er zu seiner eigenen Zukunft Auskunft geben: Der Vizeregierungssprecher will aus dem Helferstab von Angela Merkel ins Wahlkampfteam von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier wechseln. Die Rochade ist so delikat, dass sie am Montag fast zwanzig Minuten lang die Bundespressekonferenz beschäftigte.

Schließlich geht es darum, dass einer der engsten Merkel-Mitarbeiter künftig ihrem Herausforderer hilft, die CDU-Chefin als Kanzlerin abzulösen. Der Sozialdemokrat Steg, der schon unter Gerhard Schröder als Vizeregierungssprecher gewirkt hatte, gilt als einer der gewieftesten Vermittler von Politik in der Hauptstadt. Der Intellektuelle mit dem markanten, fast kahlen Schädel ist bestens vernetzt mit Journalisten und Meinungsforschern und beherrscht die Instrumente der Kommunikation.

Nach dem Regierungswechsel 2005 arbeitete der ehemalige Schröder-Vertraute bald so gut mit der CDU-Kanzlerin zusammen, dass ihn manche aus der SPD einen Verräter schimpften. Paradoxerweise konnte der promovierte Sozialwissenschaftler Standpunkte Merkels öffentlich oft besser auf den Punkt bringen als Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. Der nämlich muss sich stärker bemühen, in der Koalition auch für die SPD zu sprechen, und verspürt anders als Steg keine Lust an der Zuspitzung von Aussagen. Kein Wunder, dass Merkel nun auf einen SPD-Nachfolger für Steg beharrt, bevor sie den Wechsel akzeptiert. Die Frage, ob nun wie in einem Scheidungsdrama ein Rosenkrieg zwischen der Kanzlerin und ihm drohe, verneinte Steg am Montag: „Schließen Sie bitte einen Rosenkrieg aus!“

Doch auch auf SPD-Seite gibt es noch Fragen zu klären: Wenn Stegs Wechsel ein Signal sein soll, dass der Kanzlerkandidat nun mehr Macht im SPD-Wahlkampf beansprucht, dann muss sein neuer Helfer auch klare Kompetenzen im Willy-Brandt-Haus erhalten. Die Defizite im Wahlkampf der schwächelnden Sozialdemokraten sind groß, die Konkurrenzgefühle in der Parteizentrale offenbar auch.

Der Frage, ob er bei einer Wiederauflage der großen Koalition im Herbst wieder in sein altes Amt zurückkehren wolle, parierte der passionierte Marathonläufer am Montag gewohnt souverän. Er habe nur zwei Termine im Herbst im Auge, nämlich den Berlin-Marathon am 20. und die Bundestagswahl am 27. September, versicherte Steg: „Eine Rückfahrkarte brauche ich nicht.“ Hans Monath

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