zum Hauptinhalt
Foto: ddp

© ddp

PORTRÄT THOMAS BELLUT ZDF-PROGRAMMDIREKTOR: „Standard der Anständigkeit“

Wer ZDF-Intendant werden will, der sollte Programmdirektor gewesen sein. Dieter Stolte war es, Markus Schächter war es, Thomas Bellut ist es.

Wer ZDF-Intendant werden will, der sollte Programmdirektor gewesen sein. Dieter Stolte war es, Markus Schächter war es, Thomas Bellut ist es. Und schon ist Bellut Favorit für die Nachfolge von Schächter, der Anfang 2012 aufhören wird.

Mehr ZDF als Bellut kann kaum einer sein: Geboren 1955 in Osnabrück, hat er nach Abitur und Wehrdienst sein Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Publizistik mit einer Promotion über die „DDR-Berichterstattung in den Nachrichtenmedien der Bundesrepublik Deutschland“ abgeschlossen. Das führte kurz zu den „Westfälischen Nachrichten“, doch schon nach zwei Jahren bei der Zeitung wollte Bellut 1984 lieber ZDF-Volontär werden. Es begann eine klassische Senderkarriere im journalistisch-aktuellen Komplex. „Länderspiegel“, Korrespondent im Studio Berlin bis 1988, Leiter der Hauptredaktion „Innenpolitik“, zusammen mit dem heutigen Chefredakteur Peter Frey moderierte er die „Nachtduelle“; noch heute lässt es sich Bellut nicht nehmen, im Format „Was nun …?“ führende Politiker einzuvernehmen. Da zeigt sich Bellut als konservativer, alles andere als verbissener Journalist, der das Wissen-Wollen weit vor die eigene Meinung setzt.

Belluts umgängliche Art darf nicht mit Unsicherheit, gar Unentschlossenheit verwechselt werden. Er wies Elke Heidenreich im Streit die Sendertür, als diese im Nachgang zu Reich-Ranickis Fernsehkritik gesagt hatte, sie schäme sich, für das ZDF zu arbeiten. Auch den Weggang von Johannes B. Kerner zu Sat 1 wollte der Programmchef auf keinen Fall verhindern, zu fordernd nach noch mehr Programmfläche war Kerner aufgetreten. Als Programmdirektor verfügt Thomas Bellut über rund 620 Millionen Euro, fast ein Drittel des ZDF- Budgets. Für Filme, Serien, Shows, für strategische Programmplanung ist er verantwortlich. Sein Credo, das All-inclusive-Angebot eines öffentlich-rechtlichen Senders verdiene „einen Standard der Anständigkeit“, münzte er in Misserfolge wie eine Musical-Castingshow, in Erfolge wie „Neues aus der Anstalt“ oder die „heute-show“ um. Sehr stolz ist er darauf, dass Publikumsliebling Jörg Pilawa vom Ersten zum Zweiten wechselte, zufrieden wird er sein, dass das ZDF in der Konkurrenz um die Zuschauergunst immer zu den Top 3 gehört. Wenn Thomas Bellut wissen möchte, was im Programm falsch läuft, muss er nicht gleich die Medienforschung bemühen. Seine Frau kann ihm Hinweise geben, sie arbeitet als Redakteurin und Moderatorin im ZDF. Joachim Huber

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false