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PORTRÄT TITO TETTAMANTI SCHWEIZER INVESTOR:: „Geldverlust ist gegen meine Prinzipien“

Tito Tettamanti ist als Finanzier in der Schweiz so erfolgreich wie umstritten. Das zeigen die Reaktionen am Dienstag, nachdem bekannt wurde, dass die „Basler Zeitung Medien“ von der Verlegerfamilie Hagemann und der „Publigroupe“ an die privaten Investoren Tito Tettamanti und Martin Wagner verkauft wird.

Tito Tettamanti ist als Finanzier in der Schweiz so erfolgreich wie umstritten. Das zeigen die Reaktionen am Dienstag, nachdem bekannt wurde, dass die „Basler Zeitung Medien“ von der Verlegerfamilie Hagemann und der „Publigroupe“ an die privaten Investoren Tito Tettamanti und Martin Wagner verkauft wird. Die „Basler Zeitung“ mit einer Auflage von rund 90 000 Exemplaren werde zwar als eigenständige Zeitung weiterbestehen, heißt es. Beobachter machen sich allerdings Sorgen, ob das mit der Unabhängigkeit mit Tettamenti im Hintergrund so ernst gemeint sein kann. Die Mediengewerkschaft Comedia zeigte sich besorgt über die Entwicklung in der Schweizer Medienszene. Der Finanzier, der sich schon mal bei der sehr konservativ geprägten „Weltwoche“ engagiert hatte, übernimmt 75 Prozent der „Basler Zeitung Medien“ (BZM). Die Familie Hagemann suchte seit Herbst einen Käufer. Ziel der Übernahme sei, die „Basler Zeitung“ als unabhängige, eigenständige Zeitung zu erhalten, wurde Wagner zitiert. Man habe ein Signal gegen die Pressekonzentration in der Schweiz setzen wollen.

Von Tettamantis Wirken gehen eher andere Signale aus. Er gilt in der Schweizer Presse als „Vollblut-Kapitalist“. Seine Karriere startete der 79-jährige Tessiner in der Politik. 1959 wurde er als Vertreter der CVP, der Christlich-Demokratischen Volkspartei, jüngster Regierungsrat in der Geschichte des Tessins. Aus diesem Amt musste er nach anderthalb Jahren wegen Unregelmäßigkeiten im Kontakt mit einen Bauunternehmer zurücktreten. Daraufhin verabschiedete sich der Jurist von der politischen Bühne. Er gründete eine Treuhandverwaltung und wurde als Immobilienunternehmer und Finanzier weltweit aktiv. 2001 übernahm Tettamanti die Aktienmehrheit des Jean-Frey-Verlags, der Titel wie die „Weltwoche“herausgab. In die politische Debatte griff er mit dem „Verein Zivilgesellschaft“ ein. Kurz: Tettamanti gilt als rechtskonservativer Visionär, der gegen politische Korrektheit und für mehr Streitkultur kämpft. Sein Engagement bei der „Weltwoche“ beendete Tettamanti im Juli 2006, als er das Blatt an Roger Köppel verkaufte. Tettamanti, dessen Vermögen auf über 400 Millionen Euro geschätzt wird, sagte einmal über sich: „Geld zu verlieren ist gegen meine Prinzipien.“ Die Redakteure der „Basler Zeitung“ und die Anhänger einer objektiven Schweizer Presse werden das wohl nicht zu schätzen wissen.Markus Ehrenberg

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