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PORTRÄT UDO VOIGT NPD-SPITZENKANDIDAT:: „Das Reich ist unser Ziel“

Was sich am Sonnabend im thüringischen Kirchheim abgespielt hat, dürfte die Krise der NPD zusätzlich verschärfen. Die Delegierten des Parteitags zur Europawahl ließen den amtierenden Vorsitzenden, Udo Pastörs, bei der Wahl zum Spitzenkandidaten durchfallen – und hievten einen Mann aus der Vergangenheit, Ex-Parteichef Udo Voigt, auf Platz eins der Liste.

Von Frank Jansen

Was sich am Sonnabend im thüringischen Kirchheim abgespielt hat, dürfte die Krise der NPD zusätzlich verschärfen. Die Delegierten des Parteitags zur Europawahl ließen den amtierenden Vorsitzenden, Udo Pastörs, bei der Wahl zum Spitzenkandidaten durchfallen – und hievten einen Mann aus der Vergangenheit, Ex-Parteichef Udo Voigt, auf Platz eins der Liste. Voigt bekam 93 Stimmen, Pastörs nur 71. Das Comeback des 61-Jahre alten Voigt beschert der NPD nun einen internen Dauerwahlkampf um den Chefposten. Der knurrige Voigt, Typ alter Leitwolf, wird nun wahrscheinlich versuchen, auch in der Partei wieder die Nummer eins zu werden und den gleichaltrigen, ähnlich fanatischen Pastörs zu verdrängen. Darüber entscheiden soll, wohl im Herbst, der nächste Parteitag.

Im Dezember erst hatte der NPD-Vorstand Pastörs als amtierenden Vorsitzenden benannt. Pastörs, der seit 2006 die Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern führt, folgte auf Holger Apfel, der vor dem Hintergrund einer Affäre um angebliche sexuelle Belästigung junger Rechter aufgegeben hatte. Der ehrgeizige Pastörs sah sich endlich am Ziel, machte aber womöglich einen entscheidenden Fehler. Als sich im Dezember zunächst das Parteipräsidium zur Sitzung nach dem Rücktritt Apfels traf, holte Pastörs seinen Rivalen Voigt dazu, obwohl der in der Führung der Bundespartei seit der Abwahl vom Vorsitz Ende 2011 nicht mehr präsent ist. Für die NPD-Basis war das offenbar ein Signal: Der Alte ist zurück.

Sollte die NPD im Mai den Einzug ins Europaparlament schaffen, würde sie vornehmlich von Voigt repräsentiert. Ob Voigt und vielleicht ein oder zwei Mitstreiter den Gang nach Straßburg antreten können, hängt allerdings davon ab, ob das Bundesverfassungsgericht die Dreiprozenthürde annulliert.

Auch ein solcher Mini-Erfolg würde jedoch nichts daran ändern, dass die Partei die größte Krise in ihrer 50-jährigen Existenz erlebt. Die NPD hat große Geldprobleme, die Zahl der Mitglieder ist auf 5500 gesunken, und im Dezember hat der Bundesrat beim Verfassungsgericht einen Verbotsantrag eingereicht. Der Niedergang der NPD hängt auch mit Voigt zusammen. Im Verbotsantrag taucht sein Name etwa 30 Mal auf. Der frühere Hauptmann der Bundeswehr hatte nach seiner Wahl zum Parteichef 1996 die NPD noch weiter nach rechtsaußen geführt. Gleichzeitig wurde der Ruf nach einem Verbot lauter.Frank Jansen

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