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Porträt Umweltminister Röttgen:: „Wir können nicht zehn Jahre Pause machen“

Den Weltpolitiker hat Norbert Röttgen (CDU) in den ersten Wochen seiner Amtszeit als Umweltminister gerne gegeben. Denn er sah die Chance, mithilfe des Klimaschutzes, nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern auch gleich noch seine Partei zu reformieren.

Den Weltpolitiker hat Norbert Röttgen (CDU) in den ersten Wochen seiner Amtszeit als Umweltminister gerne gegeben. Denn er sah die Chance, mithilfe des Klimaschutzes, nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern auch gleich noch seine Partei zu reformieren. Der Plan ist nicht aufgegangen. Erst musste er auf seinem ersten Weltklimagipfel in Kopenhagen 2009 mit ansehen, dass nicht nur er, sondern ganz Europa in der entscheidenden Phase keine Rolle mehr spielte. Und dann scheiterte Röttgen auch noch an der Unionsfraktion im Bundestag. Anstatt die Modernisierung zu beschleunigen, beschloss seine Fraktion vor einem guten Jahr, die Laufzeiten der Atomkraftwerke zu verlängern.

Von der Weltpolitik ließ Röttgen daraufhin die Finger und arbeitete sich auf den Chefposten der CDU in Nordrhein-Westfalen und damit auch zum CDU-Vize in der Bundespartei vor. In seinen Reden klingt der große Wurf noch gelegentlich an. Doch Röttgen trägt nicht allzu viel dazu bei, dass seine großen Würfe auch Wirklichkeit werden. Was er jedoch perfekt beherrscht, ist, im richtigen Moment zuzugreifen. Das bewies er nach der Atomkatastrophe in Fukushima im März des Jahres. Es dauerte keine Woche und die CDU-Position in der Atompolitik war endgültig von gestern. Ähnlich machte er es in Sachen Atomendlager. Auf Druck der Unionsfraktion nahm er die Erkundung des umstrittenen Salzstocks in Gorleben wieder auf. Und dann griff er zu, als das grün-rote Baden- Württemberg ihm die Chance zu einer neuen Standortsuche bot. Seine reaktive Intelligenz führte ihn zwei Mal zum Erfolg.

Beim Weltklimagipfel in Durban reicht es jedoch nicht aus, zu warten. Das hat Röttgen selbst festgestellt, als er gemeinsam mit seinen europäischen Kollegen eine immerhin 120 Staaten starke „Allianz der Willigen“ in der Klimapolitik präsentierte: „Wir können jetzt nicht zehn Jahre Pause machen, sondern wir müssen handeln.“ Ob dieser moralische Appell die beiden Hauptverantwortlichen für den weltweiten Kohlendioxidausstoß, die USA und China, überzeugt hat, war bis in die Nacht zum Samstag noch unklar. Sicher ist aber, dass Röttgen hart arbeiten musste. Am Donnerstagabend hatte die Gipfelchefin, die südafrikanische Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane, zu einer Indaba geladen, einem Palaver, bei dem die Zulu ihre Konflikte unter einem Baum zu lösen pflegen. Das Treffen dauerte bis vier Uhr morgens. Aber noch reichte der Druck nicht aus. Dagmar Dehmer

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