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Christean Wagner.

© dapd

Porträt: „Wir müssen mehr Profil wagen“

Konservative alten Schlages führen in der liberalen Öko-CDU der Angela Merkel ein Einzelkämpferdasein. Nun haben sie sich zusammengeschlossen - unter Leitung des hessischen Fraktionsvorsitzenden Christean Wagner.

Von Robert Birnbaum

Ein Privatissimum im Konrad-Adenauer-Haus kann für einen bundesweit mäßig bekannten CDU-Politiker einen Ritterschlag darstellen. Ob CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe die Einladung zum Gespräch für nächsten Dienstag an Christean Wagner und dessen Brüder im Geiste auch so gemeint hat, ist ungewiss. Der Chef der hessischen CDU-Fraktion geht der Unionsspitze seit geraumer Zeit mit Brandbriefen auf die Nerven, in denen Wagner Angela Merkels Modernisierungskurs beklagt und die Rückbesinnung auf alte Werte einfordert. Bisher war das nur lästig. Doch seit kurzem steht Wagner nicht mehr allein: Eine kleine Schar Gleichgesinnter hat sich zusammengetan und nennt sich nun „Berliner Kreis“.

Dahinter steckt die richtige Erkenntnis, dass Gemeinsamkeit stärker macht. Die Konservativen alten Schlages in der CDU erscheinen seit Jahren nur mehr als einzelkämpferische Überbleibsel, ihre Interviews und Thesenpapiere bleiben ungehört. Das steht in scharfem Kontrast zu ihrer Selbstwahrnehmung. Wagner zum Beispiel, der demnächst sein 70. Lebensjahr vollendet, sieht sich nach wie vor im Zentrum der CDU verortet. Nur dieses Selbstverständnis kann den Mann, der selbst im Kampfverband Hessen als Rechtsausleger gilt, zu seiner zentralen These führen: Wenn die Partei sich nur wieder auf ihre alten Werte und Begriffe stützen würde – von christlich über Leitkultur bis Patriotismus –, dann werde sie auch zu alter Stärke zurückfinden.

Andere aus dem „Berliner Kreis“ sehen das nicht ganz so optimistisch. Aber auch sie finden, die Partei vernachlässige ihre Stammklientel und laufe dem Zeitgeist hinterher. Gröhe kennt seine eigene Truppe zu gut, um dieses Gefühl nicht zu verstehen. Er bemüht sich um einen verständnisvollen Dialog mit Konservativen wie Wagner, nicht zum ersten Mal übrigens.

Andererseits hat er dabei jedes Mal gefordert, die Kläger sollten doch bitte mal sagen, was sie anders machen wollten – und zwar nicht immer erst dann, wenn die Partei gerade das Gegenteil beschlossen hat. Wagner, der ein freundlicher und höflicher Mensch ist, hat sich das stets angehört. Über das Ende der Wehrpflicht hat er sich wieder erst beschwert, nachdem ein Parteitag es beschlossen hatte. Konservative in der CDU seien „nicht heimatlos, aber planlos“, hat ein bekannter CDU-Politiker einmal analysiert. Roland Koch wird gewusst haben, an wen er dachte.

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