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Portrait: „Das ist nur der Anfang“

Nordkoreas Vizeaußenminister Kim Kye Gwan ist das Gesicht der nordkoreanischen Atomkrise. Sein Spitzname: "Der lächelnde Meuchelmörder".

Er sei „eiskalt“, sagen seine Verhandlungspartner, US-Diplomaten nennen ihn den „lächelnden Meuchelmörder“. Nordkoreas Vizeaußenminister Kim Kye Gwan ist das Gesicht der nordkoreanischen Atomkrise. Seit 15 Jahren vertritt der heute 64-Jährige Pjöngjang bei den Nuklearverhandlungen mit dem Ausland. Obwohl er stets ein Lächeln auf den Lippen trage, sei er in der Sache absolut unnachgiebig, sagen Diplomaten. Als vergangenes Jahr die Gespräche festgefahren waren, erklärte Kim, das mache nichts: „In der Zwischenzeit können wir mehr nukleare Abschreckung herstellen.“

Bei den Gesprächen, die am Mittwoch in Peking in eine neue Runde gingen, steht Kim Kye Gwan erneut im Mittelpunkt. In den Verhandlungen – mit dabei sind Nord- und Südkorea, die USA, Russland, China und Japan – soll ein Zeitplan für Nordkoreas atomare Abrüstung vereinbart werden. Eine wichtige Vorbedingung dazu erfüllte Pjöngjang am Wochenende, indem es den Atomreaktor in Yongbyon sowie vier weitere Atomanlagen abschaltete. Im Gegenzug verschiffte Südkorea 50 000 Tonnen Rohöl in den Norden – der erste Teil einer Gesamtlieferung von einer Million Tonnen Öl, die das Regime als Ausgleich für die Denuklearisierung erhalten soll.

Doch neben Öl und anderen Wirtschafthilfen sieht das Abkommen auch politische Zugeständnisse vor: Die USA und Nordkorea müssen über einen Friedensvertrag verhandeln, der den Waffenstillstand von 1953 ersetzen soll. Bislang bietet Washington an, das Land von der Liste der Staaten zu streichen, die den Terrorismus unterstützen. Pjöngjang reicht das nicht. „Das ist nur der Anfang“, sagte Kim nach den ersten Gesprächen.

Für Kim Kye Gwan ist das diplomatische Gezerre nicht neu. Anfang der 90er Jahre trat er erstmals als Chefunterhändler bei Atomverhandlungen mit den USA auf. Seit 1995 ist Kim, der seine Karriere als Diplomat in Algerien begann, einer von acht Vizeaußenministern. Durch seine Rolle bei den Atomgesprächen hat er wie kein anderer nordkoreanischer Regierungsvertreter Kontakt zum Ausland. Sein innenpolitischer Einfluss dürfte jedoch begrenzt sein. Im Gegensatz zu anderen Spitzenpolitikern hat er keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu Diktator Kim Jong Il. Bei den Verhandlungen darf er nichts selbst entscheiden. Die Gespräche seien auch deshalb so zäh, sagen Diplomaten, weil Kim ständig Rücksprache mit Pjöngjang halten müsse.

Harald Maass

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