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Portrait John McCain: "Ich hatte keine Liebesbeziehung zu dieser Frau“

McCain gilt als der Saubermann der Republikanern. Er will das Land vom Zugriff der Lobbyisten befreien, seit Jahren kämpft er gegen deren Einfluss. Nun wird ihm sein Geturtel mir einer Lobbyistin zum Verhängnis.

Er gilt als der Saubermann unter den Republikanern. Das McCain-Feingold-Gesetz zur Beschränkung von Wahlkampfspenden des „Big Business“ ist nach ihm benannt. John McCain verspricht, Washington vom Zugriff der Lobbyisten zu befreien. Er sagt, er habe die letzten 20 Jahre deren Einfluss bekämpft. Ein strenger Ethikkodex ist das Markenzeichen des Vietnamhelden und Präsidentschaftsbewerber McCain.

Doch nun hat die „New York Times“ eine brisante Beziehung aus der Zeit 1999/2000 aufgedeckt, als McCain schon einmal Präsident werden wollte, aber bei der Kandidatenkür George W. Bush unterlag. Auffallend oft sei der Senator seinerzeit mit Vicki Iseman gesehen worden, einer damals 32-jährigen blonden Schönheit, die als Lobbyistin für die Telekommunikationsindustrie arbeitete. In Briefen an Regulierungsbehörden habe McCain sich für die Interessen von Lowell Paxson, eines Großen der Branche und Iseman-Klienten, eingesetzt. Er sei auch in Isemans Begleitung in einem Privatjet Paxsons vom Wahlkampfauftritt in Florida nach Washington geflogen.

Die Zeitung behauptet nicht direkt, dass die beiden ein Verhältnis hatten oder dass McCain bewusst Lobbyinteressen über das öffentliche Wohl gestellt habe. Sie berichtet aber, seine Wahlkampfleiter hätten in der Beziehung eine „potenziell tödliche Gefahr“ für seine Karriere gesehen und hätten beschlossen, dass sie „den Kandidaten vor sich selbst schützen“ müssten. Sie stellten McCain zur Rede und versuchten, Isemans Zugang zu ihm zu blockieren.

Nun erlebt Amerika Szenen, die an Bill Clintons Lewinsky-Affäre erinnern. John McCain tritt vor die Kameras, seine Frau Cindy an der Seite, oft Händchen haltend, und beteuert: „Ich hatte keine Liebesbeziehung zu dieser Frau.“ Wie es ihr Prinzip der Fairness vorgibt, druckt die „New York Times“ als Anhang zur Geschichte McCains Stellungnahme: Es sei „eine Schande“, dass das Blatt „seine Standards senkt und sich an so einer Schmutzkampagne beteiligt“.

Die Tage zuvor hatte McCain begonnen, Barack Obama anzugreifen, den mutmaßlichen Gegner in der Hauptwahl am 4. November: Der sei unerfahren und habe keine Prinzipientreue bewiesen. Nun ist der 71-Jährige voll damit beschäftigt, sich zu verteidigen. Auch finanziell ist er im Nachteil: Seit Beginn des Rennens hat Obama 148 Millionen Dollar Spenden bekommen, davon 36 im Januar. McCain 48 Millionen, davon zwölf im Januar. Christoph von Marschall

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