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Meinung: Positionen: Geburt der Terroristen aus dem Geist des Krieges

Die USA werden die Terroristen und die Staaten, die sie bei dem Anschlag unterstützt haben, nicht ungeschoren davon kommen lassen. Die ökonomische, politische und kulturelle Supermacht wurde ins Herz getroffen.

Die USA werden die Terroristen und die Staaten, die sie bei dem Anschlag unterstützt haben, nicht ungeschoren davon kommen lassen. Die ökonomische, politische und kulturelle Supermacht wurde ins Herz getroffen. Vor wenigen Monaten schrieb Charles William Maynes, lange Zeit Herausgeber der Zeitschrift "Foreign Policy", dass Amerika nach der Niederlage des Kommunismus "ein so selbstbewusstes und seiner selbst sicheres Land" sei. Das ist vorbei. Die USA werden mit Gewalt antworten. Das Ergebnis wird nicht die Niederlage des internationalen Terrorismus sein, sondern sein Erstarken. Es wird zu einer Eskalation von Krieg, Gewalt und Hass kommen.

Präsident Bushs Berater sind der Meinung, nur Amerika habe die Fähigkeit, das internationale System zu kontrollieren - und es solle diese Überlegenheit nutzen, um andere davon abzuhalten, die USA abermals so herauszufordern. "Militärische Macht sollte dazu eingesetzt werden, klare politische Ziele zu unterstützen", schrieb die heutige Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice kurz vor Buhs Wahl. In den jüngsten Tagen erklärten Bush und seine engsten Berater, sie wollten Staaten "eliminieren", die den Terror unterstützen. Von einem "Feldzug, nicht nur einer einzelnen Aktion", der ein Jahr oder länger dauern könnte, ist die Rede.

Militäraktionen werden die Führer der Extremisten stärken. Selbst wenn der Vergeltungsschlag bin Ladens Organisation zerstören sollte, würden andere Führer und Terrorgruppen an seine Stelle treten. In Regionen, die unter Armut und Frustration leiden, werden die USA und der Westen dann als noch größeres Übel gesehen. Das wird es noch leichter für politische Führer machen, junge Leute für Selbstmordattentate zu rekrutieren. Der Gebrauch militärischer Gewalt wird dasselbe Abschreckungspotenzial haben wie die Todesstrafe: Die Zahl der Kriminellen wie der Terroristen nimmt dadurch nicht ab. Die Struktur des Krieges hat sich geändert: Diese Attentäter haben kein Gesicht. Es gibt keinen Feind mehr hinter der Grenze oder im Schützengraben. Werkzeuge des Alltags werden zu Waffen. Dagegen bringt eine Militäraktion nichts. Ein Blick nach Kolumbien genügt: Dort führen die USA einen Kampf gegen den Drogenhandel, bombardieren Koka-Felder. Ihr Vorgehen löst das Problem nicht. Es trägt zur Eskalation bei und untergräbt die Demokratie.

Was kann eine angemessene Antwort sein? Viele in den USA sind sich bewusst, dass die Ereignisse auch ein Ergebnis amerikanischer Überlegenheit sind. 1998 schrieb Robert Bowman, ein Vietnamveteran und heute Bischof der Unierten Katholischen Kirche: "Wir werden nicht deswegen gehasst, weil wir demokratisch sind, die Freiheit schätzen oder die Menschenrechte hoch halten. Wir werden gehasst, weil unsere Regierung genau diese Dinge den Völkern der Dritten Welt vorenthält, nach deren Ressourcen es unsere multinationalen Konzerne gelüstet." Natürlich ist es nicht so, dass die USA die furchtbare Attacke indirekt verursacht oder gar verdient hätten, wie ein Fernsehevangelist die Unverschämtheit hatte zu sagen.

Eine effektive Antwort auf die Strategie des Terrors wäre es, die Ursachen dafür anzugehen, dass grundlegende menschliche Bedürfnisse nicht befriedigt werden. Diese Bedürfnisse haben laut John Burton eine solche Macht, dass Menschen sie um jeden Preis zu befriedigen trachten - selbst um den persönlicher Verwirrung und gesellschaftlichen Aufruhrs. Dazu gehören Identität und Anerkennung, das Streben nach Sicherheit und nach Entwicklung.

Die Förderung von Entwicklung und Menschenrechten, die Regulierung der freien Marktwirtschaft, die Förderung der Demokratie sind der Schlüssel. Verbündete der USA und der internationalen Gemeinschaft sind transnationale Organisationen. Das internationale Recht sorgt mit Hilfe zwischenstaatlicher Organisationen mehr und mehr für geordnete Beziehungen zwischen Staaten, Völkern und Kulturen. Diese Kräfte sollten gestärkt werden.

Heißt das, dass die Terroristen nicht bestraft werden sollen? Anstifter und Leute, die in die Anschläge verwickelt waren, müssen gefunden und abgeurteilt werden. Aber zusätzlich sollte die internationale Gemeinschaft den Extremisten den "kulturellen Sauerstoff" entziehen. Der beste Weg, das kulturelle Umfeld zu vergiften, das die Fanatiker und Kandidaten für Selbstmordattentate ernährt, ist die Förderung und Befriedigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse. Das ist die Herausforderung und Chance, vor der die internationale Gemeinschaft steht. So könnte aus der Tragödie des 11. September ein Schritt vorwärts werden.

Der Autor ist katholischer Ordensbruder in New Yor

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