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Adliger in Akshardham: Prinz Charles besucht den Hindu-Tempel in Indien

© dpa

Prinz Charles zum 65.: Ewiger Thronfolger, irdischer Guru

Prinz Charles wird 65 - und reist im Auftrag der Queen um die Welt. Als ewiger Thronfolger sorgt er sich um Jugendkriminalität, Ökolandwirtschaft und Homöopathie. Doch der Spagat zwischen engagiertem Prinzen und Queen-Hörigem bringt Probleme mit sich.

Prinz Charles zeigt sich zu seinem 65. Geburtstag, den er am Donnerstag feiert, in glänzender Form. Zwar wurde das Vorbild aller Gentleman beim Indien-Besuch im Dschungel von Vazhchal im weißen Anzug und mit Wildlederschühchen von Regengüssen überrascht, aber sonst läuft es wie am Schnürchen. Ein Foto von Charles mit Frau Camilla vor dem Akshardham-Tempel vertrieb letzte Erinnerungen an eine einst glücklose Indien-Reise mit Prinzessin Diana. Hier ist das Happy End einer der großen Liebesgeschichten des Jahrhunderts zu feiern: Inzwischen ist Charles glücklich und Großvater.

Am Donnerstag reist er nach Sri Lanka, um als Vertreter der Queen die Commonwealth Conference zu eröffnen. Die Königin verzichtet zum ersten Mal auf diesen wichtigen Termin – ein Zeichen, dass sich die Krone unaufhaltsam Charles nähert. Was ihn nicht daran hindert, zu Hause kritische Debatten zu führen. Das Traditionsmagazin „Country Life“ bestellte ihn als Herausgeber einer Geburtstagsausgabe. Er nutzte seine Chance und warf Supermarkt-Ketten vor, mit ihrer kurzsichtigen Preispolitik die Bauern aus ihrem Beruf zu treiben. Großbritanniens Landschaft sei „das Rückgrat der britischen Identität“: Wo sollten die 60000 Bauern herkommen, die man in den nächsten zehn Jahren brauche?

Prinz Charles Verständnis für Spirituelles nützt bei Islamthemen

„Wir werden riesige Probleme bekommen“, sorgt sich Charles. Die Zukunft von Kleinbauern ist nur eines der Themen, mit denen er das Amt des Thronfolgers, das eigentlich gar keines ist, mit Sinn erfüllt. Sein „Prince’s Trust“ gibt Jugendlichen aus Großstadtslums Chancen, er betreibt Ökolandwirtschaft in Cornwall, schützt aussterbende Rinderarten, wirbt für Homöopathie und bessere Architektur. Sein Verständnis für Spirituelles nützte ihm jüngst auf der Londoner Islamkonferenz.

Oft war er kontrovers, aber immer, wie jetzt der Thatcher-Biograf Charles Moore schreibt, „ein Bindeglied zwischen dem Archaischen und dem Modernen“ – gerade dem also, was eine zukunftsfähige Monarchie vereinen muss. Nun steht ihm ein neuer Balanceakt bevor: Weit entfernt davon, darauf zu brennen, dass ihm die Krone aufgesetzt wird, fürchte er den Moment, wo „die Gefängnistür“ hinter ihm zuschlage, schrieb das Magazine „Time“ in einem Geburtstagsporträt. Denn je mehr Charles als Vertreter der Queen zum „Prinzregenten“ wird, desto weniger darf er seine Lieblingsrolle des Zeitgeist-Kritikers spielen.

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