zum Hauptinhalt

Meinung: Psycho-Zirkus

„Runter von der Couch“ vom 25. April Die Sprache von Michel Onfray ist klug, reich, unterhaltsam, schlüssig… bis zu den Momenten, in denen er in abwertende und verachtende Tiraden gegen Freud verfällt, und man sich wie Elisabeth Roudinesco fragt: „Warum so viel Hass?

„Runter von der Couch“ vom 25. April

Die Sprache von Michel Onfray ist klug, reich, unterhaltsam, schlüssig… bis zu den Momenten, in denen er in abwertende und verachtende Tiraden gegen Freud verfällt, und man sich wie Elisabeth Roudinesco fragt: „Warum so viel Hass?“ Michel Onfray verspricht dem Leser Beweise über den Fälscher-Lügner-Betrüger-Freud. Diese Beweise erweisen sich als Hypothesen, zeitweise sogar als interessante Hypothesen, die sich in Behauptungen verwandeln, bevor sie als Beweise hingestellt werden. Die Freude, die einige Zuschauer empfinden, rührt von der Zerstörungslust und der Schadenfreude her, sagt aber nichts über den Wahrheitsgehalt von Onfrays Aussagen aus. Viele Argumente sind falsch, wie Roudinesco in ihrer Analyse akribisch aufzählt. Das eher unspektakuläre Leben von Sigmund Freud wird zur Zirkus-Kuriosität gemacht, merkwürdig… Psychoanalyse soll nicht wirken? Wer eine ernsthafte Antwort möchte, sollte die Patienten befragen. „Die Psycho-Szene jault“, „die Existenzberechtigung der ganzen Kaste könnte umfallen“. Diese Ausdrücke sind unwürdig. Schade, denn das Buch von Michel Onfray benennt wichtige Fragen, die sich ein Psychoanalytiker sein Berufsleben lang stellt.

Dr. med. Valérie Bouville, Brühl

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false