zum Hauptinhalt
Rainer Maria Woelki.

© dapd

Rainer Maria Woelki: Der Glaube fest, die Haltung hart

Rainer Maria Woelki – ein ganz besonderer Erzbischof für eine ganz andere Stadt. Er wird nicht im Gewand des Frömmelnden daherkommen. In Köln galt er als einer, der ohne viel Rücksicht aufräumt.

Er wird freundlich sein, Dialog predigen, vom Zuhören und Lernen reden, weil doch diese Stadt, diese ganz besondere, das verdiene. Vielleicht wird er einen Witz machen, weil Rheinländer von Geburt und Gesinnung zur Jovialität neigen. Hertha und der 1. FC Köln könnten ein Thema sein, weil das Weltzugewandtheit zeigt. Rainer Maria Woelki, Weihbischof in Köln, bald Erzbischof von Berlin, wird sich erklären, und danach werden alle guten Willens erklären, dass er erst einmal zu wirken beginnen möge.

Und das ist gut so. Es ist aber auch so, dass ihm ein Ruf vorauseilt, der anderes sagt, als dass der Bischof ein freundlicher sei. Ein Ruf, der besagt, dass in diese besondere Stadt eben auch ein sehr besonderer Priester kommt. Woelki war Geheimsekretär von Joachim Meisner, und der ist hier wohlbekannt. Dessen Haltung in Kernfragen des rechten Glaubens ist Woelkis Haltung, mag der sich zuletzt ein wenig abgesetzt haben von seinem Mentor. Meisner aber beeinflusst die Personalpolitik in der Bischofskonferenz, und gegen ihn wird niemand Bischof. Schon gar nicht von Berlin, wo er selber einst war. Erst recht nicht, wo hier bald schon der Papst, der erste deutsche seit 500 Jahren, erwartet wird. Meisner, gewissermaßen der Altbischof Berlins, hat Woelki die höheren Weihen gegeben.

Der Glaube muss fest sein, die Haltung hart. Was 2000 Jahre galt, das trägt weiter, das darf niemals einer Aufregung des Tages anheim gegeben werden – das ist, was Berlin erwartet: Traditionalismus in seiner reinen Form. Schon gar in der Diaspora, wo die Versuchungen groß sind, wo die Menschen sich nicht aufs Wesentliche konzentrieren, auf ein gottgefälliges Leben, wo das „C“ für christlich nie wirklich zu Hause war. Und wenn die Zahl der Anhänger der katholischen Kirche dann auch geringer werden mag, so sind doch sie die einzig Rechtgläubigen, das Fundament. Das war so, das ist so. Findet Meisner. Findet auch Woelki.

Das Credo: Die Division Gottes muss widerstandsfähig sein. Moderne ist eine Modeerscheinung, der Geist der Zeit soll nicht die Zeichen der Zeit bestimmen. Die Kirche ist heilig und ewig. Von Frauen als Priestern und homosexuellen Männern und Schwangerschaftsabbrüchen steht nichts in der Heiligen Schrift. So etwa.

Aber Woelki wird nicht im Gewand des Frömmelnden daherkommen. In Köln galt er als einer, der ohne viel Rücksicht aufräumt. Das wäre, wenn es denn stimmt, das Gegenteil von Jovialität. Erstaunlich wäre es nicht: Die katholische Kirche als Kathedrale des Glaubens hat seit jeher ihre kühlen, düsteren Ecken. In einem Bild ausgedrückt: Meisner mochte ja auch das strahlende Fenster von Gerhard Richter im Dom nicht – es war ihm zu wenig katholisch.

Das Kölner Domkapitel hat sich seinerzeit gegen Meisner gewandt, in Berlin wurde davon nichts bekannt. Womöglich gilt also hier mehr als dort die Redensart: „Jeder Jeck ist anders.“ Damit wird jedem seine Chance gelassen. Wenn das für Bischof Woelki gilt, für ihn selbst, aber auch als Anspruch an ihn, dann ist das auch gut so.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false