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Ratingagenturen haben Macht, weil sie als unabhängig gelten. Doch wenn ihre Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind, glaubt auch ihnen niemand mehr.

© dapd

Ratingagenturen: Strafe durch Nichtbeachtung

Die Ratingagentur Moody's stuft den ESM herab. Die Aufregung ist groß. Dabei ist auch die Macht der Ratingagenturen begrenzt.

Nun also meldet die erste der drei mächtigen Ratingagenturen Zweifel an, ob die Euro-Rettungsschirme wirklich jedem Sturm standhalten. Moody’s senkte die Bewertung für den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) von seiner Bestnote Aaa auf Aa1. Bleiben in der Kürzelsprache dieser Agentur noch 19 weitere Stufen bis zur finalen Diagnose C für „Zahlungsausfall“. Der Schritt dürfte praktisch keine Auswirkungen haben – auch nicht auf die Möglichkeiten der ESM-Verwalter, sich auf dem Kapitalmarkt zu bewegen.

Schon bei den jüngsten Herabstufungen reagierten die Märkte gelassener als zu Beginn der Finanzkrise. Agenturen verraten Händlern heute – zumindest bei der Bewertung von Staatsanleihen – nichts mehr, was diese nicht eh schon wüssten. Ruhe wäre also angesagt. Doch selbst der Politprofi Hans-Dietrich Genscher lässt sich zu scharfer Kritik an der Marktmacht der Agenturen hinreißen und macht das Thema größer, als es ist.

Seit den 1990er Jahren gab es immer wieder Versuche, auch in Europa eine Ratingagentur zu gründen, deren Urteile weltweit geachtet werden. Alle scheiterten. Auch der jüngste Versuch der Unternehmensberatung Roland Berger, 300 Millionen Euro für den Aufbau einer solchen Institution aufzutreiben, wird scheitern – weil Behörden schon ihre freundliche Unterstützung angekündigt haben. Kein Kunde kann da noch an die Unabhängigkeit der Urteile glauben. Das Projekt ist tot. Moody’s & Co verlieren automatisch an Macht, sobald sie nicht transparent machen können, wie sie zu ihren Urteilen kommen.

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