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Ratingagenturen und Merkel: Hilfe von den Falschen

Etwas Besseres hätte Angela Merkel und Nicolas Sarkozy gar nicht passieren können. Mit der Drohung, die Kreditwürdigkeit der gesamten Euro-Zone herabzustufen, spielt die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) dem deutsch-französischen Duo in die Hände.

Etwas Besseres hätte Angela Merkel und Nicolas Sarkozy gar nicht passieren können. Mit der Drohung, die Kreditwürdigkeit der gesamten Euro-Zone herabzustufen, spielt die Ratingagentur Standard & Poor’s (S & P) dem deutsch-französischen Duo in die Hände. Kein Regierungschef kann sich nun leisten, auf dem EU-Reformgipfel am kommenden Freitag an den Vorschlägen Merkozys herumzumäkeln. Bekommt die Euro-Zone nun nicht den ganz großen Wurf hin, beschleunigt sich die Abwärtsspirale der Schuldenkrise erneut, und nicht nur die Währung, sondern ein gutes Stück von Europas Wohlstand sind in Gefahr.

Für diese Erkenntnis hätte es der Drohung von S & P allerdings nicht bedurft. Jeder Zeitungsleser weiß, dass die Politik auf Pump keine Zukunft hat, dass allein der Bund 2012 Schulden für 283 Milliarden Euro aufnehmen muss, um alte abzulösen. Dazu kommen die Lasten der schwachen Euro-Staaten, die Deutschland trägt, sowie die mäßigen langfristigen Wachstumsaussichten seiner alternden Gesellschaft. Eine solide Zukunftsperspektive sieht anders aus.

Nicht nur deshalb ist es erstaunlich, dass die Politik jetzt geschlossen auf S & P einprügelt. Es waren die Minister und Kanzler, die sich an den Märkten Milliarden gepumpt und damit die fragwürdigen Spielregeln der Finanzleute akzeptiert haben. Und es waren dieselben Minister und Kanzler, die seit Jahren die Urteile von S & P, Fitch oder Moody’s kritisiert haben – es bis heute aber nicht geschafft haben, einer Alternative zu diesem Kartell den Weg zu bahnen und ihm die Macht zu nehmen. Dabei geben die Analytiker nichts weiter als Meinungen und Prognosen ab, ähnlich denen über die Konjunktur oder das Wetter. Beiden traut zu Recht niemand über den Weg – weshalb sollte es bei den Ratingagenturen anders sein? Zumal sie in den vergangenen Jahren mit groben Fehleinschätzungen aufgefallen sind – die Pleiten von Enron oder Worldcom hatten sie ebenso wenig auf dem Schirm wie die Asienkrise oder den Beinahe-Bankrott Islands.

Merkel hat auf die S-&-P-Attacke gelassen reagiert. Für dieses Mal kommt ihr die Warnung zupass. Will sie ihre Politik auf Dauer durchsetzen, muss sie seriösere Partner finden.

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