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Re:Publica: Die Flucht ins Dickicht

Es ist die wichtigste und größte Internet-Konferenz in Europa und sie zieht sich in diesem Jahr zurück. Dorthin, wo man nicht gehört wird. Denn die Zeit der Unbeschwertheit ist vorbei und die digitale Gesellschaft sucht sich neue Freiräume.

Es war sicher nicht seine Idee. Aber auch ein Markus Beckedahl, Gründungsmitglied der „Re:Publica“, einer der international wichtigsten Internet-Konferenzen, muss sich mal einem Sponsor beugen. Zumal jeder Sponsor einen Redner für die Tagung vorschlagen kann. Und die Finnen „F-Secure“ hatten die Idee, David Hasselhoff nach Berlin zu holen. Es klingt verrückt, ein bisschen gaga, aber es passt zu dieser mit rund 5000 Gästen europaweit größten Tagung der digitalen Gesellschaft. Denn die ist im Umbruch. Es geht um nichts Geringeres als die Suche nach einer neuen Freiheit. Und was wäre da besser, als einen Mann einzuladen, der sich die Freiheit zum Lebensmotto gemacht hat – auch wenn es notgedrungen war, weil sein einziger Welthit „Looking for Freedom“ hieß.

Beckedahl ist seit Beginn 2007 dabei. Damals war die „Re:Publica“ noch ein Treffen von Bloggern. Heute ist sie so groß geworden, dass man sich wieder etwas zurückziehen will: in die Wildnis. Aber es ist nicht nur eine Flucht vor den kommerziellen Größen der Digitalisierung. Es ist auch die Flucht ins Dickicht. Dorthin, wo man vielleicht nicht gehört wird.

Denn die digitale Gesellschaft steht spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden vor einem Umbruch. Die Zeit der Unbeschwertheit ist vorbei. Es geht nicht mehr allein um die grenzenlose Freiheit, die unendlichen Möglichkeiten. Missionieren muss eigentlich kein Netzaktivist mehr. Sie sind jetzt eher Freiheitskämpfer. Fragen nach der Sicherheit der Kommunikation stehen im Zentrum – des neodigitalen Zeitalters und auch auf der „Re:Publica“.

Zahlreiche Vorträge, Diskussionen und Veranstaltungen der Tagung mit über 600 Rednern drehen sich um Geheimdienste, Whistleblower und Freiräume im Netz. „Für die re:publica 2014 begeben wir uns deshalb Into The Wild auf die Suche nach unerwarteten technischen Lösungen, überraschenden Impulsen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik und freuen uns auf neue, ungezähmte Netzkultur“, erklären Beckedahl und seine Mitstreiter das diesjährige Motto.

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