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Meinung: Recht billig

BERLIN I: REUTER WIRD NICHT EHRENBÜRGER

Ach, Berlin! Jetzt hätte der Senat endlich mal einfach sparen und damit auch noch ganz oben auf der Stimmung in der Stadt surfen können, und – wieder nichts. Ernst Reuter ist nicht Ehrenbürger (das ist das Erstaunliche) und wird nicht Ehrenbürger (das ist das Kleinliche), weil Tote aus Prinzip nicht geehrt werden, es sei denn, sie heißen Marlene Dietrich oder Nikolai Bersarin, da waren Ausnahmen möglich. Reuter starb eben zu überraschend und wurde später, als es noch Ausnahmen gab, leider, leider vergessen. Ehrenbürger dürfen auf Landeskosten mit der BVG fahren, nun, das hätte Ernst Reuter nicht mehr in Anspruch genommen. Und eigentlich hatte sich doch ausgerechnet dieser Senat über alle Prinzipien gestellt. Hier nicht! Deshalb fordern 98 Prozent der TagesspiegelLeser, die sich an unserer Abstimmung beteiligt hatten, vergeblich die Ehrenbürgerwürde für den Mann, der die Völker der Welt einst bat, auf diese Stadt zu schauen. Stattdessen werden schnell neue Vorschläge ventiliert: „Berliner, stellt am 29. September (Reuters Todestag) Kerzen in die Fenster“, fordert die SPD, und deren Vorsitzender Peter Strieder schlägt, um den polierten Preußengenerälen etwas entgegenzusetzen, eine „Allee der Demokraten“ mit Statuen und Büsten vor, auf der dann auch Reuter ein Plätzchen bekäme. Was man halt so alles tut, um ein Prinzip zu wahren, das niemand braucht. Na dann. lom

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