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Meinung: Reformiert mal ungeniert

DAS JÜNGSTE POLITBAROMETER

Einen solchen Absturz im Politbarometer hat es noch nicht gegeben. Die Leistungen der SPD und ihres Kanzlers nach dem 22. September werden verheerend bewertet: 26 Prozentpunkte in der politischen Stimmung, 34 bei der Sonntagsfrage („Was würden Sie wählen, wenn heute Wahl wäre?“), Gerhard Schröder in der Beliebtheit nur noch auf Platz sieben – und das gegen eine auf Platz zwei vorgerückte Angela Merkel mit wahlweise 55 oder 44 Prozentpunkten für die Union. So bitter können Siege sein. Andererseits war klar, dass jede Regierung ins Stimmungsloch fallen würde: angesichts der nötigen Renovierungsarbeiten mit Folgen, die wenigen gefallen. Hinzu kommt, dass die SPD wirklich jedes ReformMinisterium an sich gezogen hat. Deswegen stehen die Grünen im Verhältnis besser da. Und doch lässt sich aus den Zahlen auch eine Handlungsanleitung ziehen, nach dem Motto: Ist der Ruf schon ruiniert, reformiert mal ungeniert. Denn wer jetzt nicht durchgreifen will, der verliert die nächste Wahl sowieso. Die Chance liegt im Mut zur Zumutung. Ein wenig erinnert das an die Situation bei der großen Flut: Die Flut der Probleme muss bewältigt werden, keiner kann entrinnen. Die Bürger honorieren den, der dabei ordentlich zupackt. Und erweisen dem den höchsten Respekt, der gegen alle Widerstände durchhält. Wie Schröders Höhenflug bei seiner letzten Wahl zeigt. cas

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