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Meinung: Rinks wie lechts

Von Axel Vornbäumen

Links schlägt das Herz von Oskar Lafontaine, ach ja, aber das muss nun wirklich nichts heißen, in diesen Zeiten, in denen sich zusammenrauft, was sich für erniedrigt und beleidigt hält, in Ost und West. Links? Rechts? Wo ist da schon der Unterschied, wenn der Zorn wächst – ach nein, es war ja die Wut – auf die da oben? Das ist es ja gerade. So groß ist er nicht, der Unterschied – und wenn, dann macht man ihn bei Bedarf ein wenig kleiner.

Es gibt nicht viele in diesem Land, die das auf so perfide Weise können, wie Oskar Lafontaine, mit treuherzigem Augenaufschlag einen Testlauf startend, weit draußen auf der rechten Außenbahn des politischen Anstands. In Chemnitz war das, vor der Büste von Karl Marx, aber das verwirrt womöglich. Im Osten war es, wo die Parteibindungen lose sind und der Wählerwille volatil, und wo nun die Rechthaberrendite eingefahren werden kann, bei den Wendeverlierern, weil er ja schon damals gewusst hat, wie alles kommen wird. Im Osten also. Da hat er den Satz gesagt, den er nun missverstanden sehen will, weil er sich darin der Sprache der Nazis bedient hat. Wissentlich? Bestimmt.

Der Satz: „Der Staat ist verpflichtet zu verhindern, dass Familienväter und Frauen arbeitslos werden, weil Fremdarbeiter zu niedrigen Löhnen ihnen die Arbeitsplätze wegnehmen.“

Was ist so falsch daran? Oh, alles. Das Feindbild. Die Menschenverachtung. Die unselige Alliteration – Familienväter, Frauen, Fremdarbeiter. Das Staatsverständnis in Zeiten der Globalisierung. Der nationalistische Unterton. Die Plattheit. Die Demagogie. Falsch auch der Beifall der NPD? Nein, der ist echt. „Das bringt die Sache auf den Punkt“, sagt NPD-Sprecher Klaus Beier. Da kokettiert einer nicht, da koaliert einer im Geiste.

Ist das nötig, sich dem Rausch des Populismus hinzugeben, nur weil sie sich gerade so schön schüren lässt, die Wut, und kanalisieren für ein paar Prozentpünktchen mehr, am 18. September? Was sagt Gysi? Der taktiert. Hält die Wortwahl für falsch, aber das Ansinnen für richtig. Fischt mit im Trüben. Sie sind ihm fremd geworden, die Ideale von früher.

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