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Realsatire in Reinform: Wie baut man eine Autobahn, ohne eine Autobahn zu bauen?

© Fotomontage: dpa/Tsp

Rot-grüne Einigung: A100: Autobahn mit Tempo 30

Die SPD will die A 100 bauen, die Grünen nicht. Aber beide Parteien wollen zusammen regieren. Was für ein Dilemma! Lorenz Maroldt über die Kunst eine Autobahn zu bauen, ohne eine Autobahn zu bauen.

Rot-Grün ist sich einig – und die ganze Stadt rätselt: Wie könnte ein Kompromiss zur Autobahnverlängerung zwischen Treptow und Neukölln aussehen? Die Verhandlungsführer geben sich gelassen, verraten aber keine Details. Fest steht nur, was sie vor der Wahl gesagt haben, und das passt nicht zusammen. So hatte Klaus Wowereit gesagt, dass er persönlich für den Bau der Autobahn stehe. Mit dieser kaum verhohlenen Rücktrittsdrohung hatte er seiner eigenen skeptischen Partei die Zustimmung abgerungen. Und nach den Sondierungsgesprächen erklärte er: „Wir sprechen hier über eine Autobahn, nicht über eine Stadtstraße“. Aber auch die Grünen hatten sich festgelegt. Der Fraktionsvorsitzende Volker Ratzmann versuchte die Wähler im letzten Moment  mit einem Versprechen zu motivieren: „Wir werden keinen Koalitionsvertrag unterzeichnen, der den Weiterbau der Stadtautobahn A 100 zum Inhalt hat. Wenn Klaus Wowereit die A 100 will, muss er das mit der Berliner CDU machen“. Und Cem Özdemir, Bundesvorsitzender der Grünen, sagte ebenso unmissverständlich für den Fall, dass Wowereit auf eine Autobahn bestehe: „Dann gibt es eben keine Koalition.“ Wie kommen sie da bloß wieder raus?

Kompromisse erfordern in der Regel, dass beide Seiten ein paar Zugeständnisse machen. Auf die Autobahn angewendet könnte das zum Beispiel so aussehen:

Erstens: Die Autobahn wird zwar gebaut, aber dort gilt künftig Tempo 30.

Zweitens: Auf diesem Teilstück der Autobahn dürfen nur Fahrräder und Elektroautos fahren.

Drittens: Dieser Teil der Autobahn bleibt Touristen vorbehalten.

Viertens: Der Verkehr von Bierbikes, Pferdekutschen und Segways wird hier gebündelt.

Fünftens: Die Autobahn darf nur am 29. Februar benutzt werden.

Sechstens: Die Autobahn wird nach Renate Künast benannt.

Siebtens: Die Autobahn wird als Einbahnstraße ausgelegt.

Achtens: Zum Ausgleich wird ein gleich langes Stück Stadtautobahn abgerissen, zum Beispiel zwischen Tempelhof und Neukölln.

Neuntens: Es gibt eine Gebietsreform und Treptow wird dem Land Brandenburg verkauft.

Zehntens: Statt Asphalt wird auf der Strecke Rasen ausgerollt.

Sicher gibt es noch neunzig weitere Möglichkeiten, wie man eine Autobahn bauen kann, ohne eine Autobahn zu bauen.  Deshalb rufen wir den Berlinern zu: Fragt nicht, was eure Stadt für euch tun kann, tut etwas für eure Stadt! Helft dem neuen Senat, zu sich zu finden! Zeigt, dass Ihr so kreativ seid, wie alle immer behaupten! Macht Vorschläge: So sieht mein Kompromiss aus. Die besten Posts werden an den Regierenden Bürgermeister weitergeleitet und dort bei der Besetzung des neuen Senators für Stadtentwicklung berücksichtigt.

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