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Meinung: „Rot hat mit Erotik zu tun“

Ihr eigentlicher Wahlspruch lautet: „Wenn schon durch die Wüste gehen, dann auch Spuren hinterlassen.“ Aber der passt nicht in die obige Zitatzeile.

Ihr eigentlicher Wahlspruch lautet: „Wenn schon durch die Wüste gehen, dann auch Spuren hinterlassen.“ Aber der passt nicht in die obige Zitatzeile. Regina Ziegler, Deutschlands erfolgreichste Filmproduzentin, vielfach preisgekrönte Powerfrau, Berliner Institution, sprengt gerne Rahmen, lacht gerne tief – und liebt die Signalfarbe Rot. Rote Hüte, rote Schals, rote Teekanne in ihrer Firma an der Neuen Kantstraße, unweit des RBB-Gebäudes, wo sie in den 60ern als SFB-Produktionsassistentin ihre Laufbahn begann. Das Einzige, was sie an der Farbe nicht mag: dass sie ihr nicht alleine gehört.

Die 62-Jährige, der das New Yorker Museum of Modern Arts seit gestern eine Retrospektive widmet – die erste Hommage an eine weibliche Produzentin und die zweite an das deutsche Filmschaffen nach der 1997er-Retro für Rainer Werner Fassbinder – hat viele Erfolgsrezepte. Das wichtigste lautet: Optimismus. Jammern gilt nicht. Unermüdlich warb sie auch in mageren Zeiten für die Filmstadt Berlin, ja sie verkörpert sie geradezu, bei Empfängen, Bällen, auf der Berlinale genauso wie bei der Beerdigung ihrer Freundin Brigitte Mira. Seit ihren Anfängen in den 70er Jahren als „Minusmillionärin“ (O-Ton Ziegler) stemmte sie rund 300 TV- und Kinofilme, setzt auf Qualität, ihre legendäre Leidenschaft und ihr nicht minder berüchtigtes Verhandlungsgeschick, auf junge Talente, erfahrene Darsteller, Koproduktionen – und klare Profile: Kino ist Kino, Fernsehen bleibt Fernsehen. Scheu vor kommerziellen Formaten ist ihr fremd. Schon für ihren Erstling, „Ich dachte, ich wäre tot“ unter Regie ihres langjährigen Ehemanns Wolf Gremm, erhielt Ziegler den Bundesfilmpreis, für die Romanadaption „Fabian“ wurden die beiden 1979 für den Oscar nominiert. Das MoMA zeigt nun unter anderem „Solo für Klarinette“ mit Götz George und Corinna Harfouch, Jeanine Meerapfels „Malou“, vier Episoden ihrer TV-Lieblingsserie „Erotic Tales“ und den viel beachteten TV-Zweiteiler „Der Verleger“ mit Heiner Lauterbach als Axel Springer.

27 Jahre führte sie ihre Firma alleine, inzwischen teilt sie sich den Job mit Tochter Tanja. Die meisten der 25 Mitarbeiter sind Frauen. Feminismus? Nein, sagt die Tochter eines Quedlinburger Brunnenbauers und einer Lokaljournalistin gerne, sie sei schon weiter. Eine Bundeskanzlerin, gab sie 2002 zu Protokoll, wäre aber doch ein wichtiges Ziel. Beim ZDF-Sommerfest im vergangenen Jahr saß sie neben – Angela Merkel.

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