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Rückkehr auf den alten Posten: Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit wird wieder Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft.

© dpa

Rückkehr als BER-Chefaufseher: Weil nur Wowereit es wollte - und eigentlich auch kann

Berlins Regierungschef Klaus Wowereit ist wieder Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafengesellschaft. Seine Position ist heute gefestigter als zu Beginn des Jahres. Trotzdem muss er beweisen, dass er den Flughafen endlich zum Fliegen bringen will.

Auf Bewährung gewählt – dieses Motto steht als Warnung über der Erneuerung von Klaus Wowereits Mandat als Vorsitzender des Aufsichtsrates der Flughafengesellschaft. Am Beginn des Jahres war der Regierende Bürgermeister von diesem Posten zurückgetreten, nachdem sich alle Horrornachrichten um den neuen Flughafen irgendwie mit dem Namen Wowereit verbanden. Matthias Platzeck folgte ihm nach. Als der aus Gesundheitsgründen auf alle öffentlichen Ämter verzichtete, weigerte sich sein Nachfolger Dietmar Woidke, den Posten zu übernehmen.

Was immer als offizielle Begründung dafür herhalten musste – Brandenburgs Ministerpräsidenten war wohl klar, dass er in Sachen Nachtflugbeschränkungen nicht jene extremen Positionen würde vertreten können, zu denen ihn sein linker Koalitionspartner und ein eindeutiges Ergebnis eines Volksbegehrens eigentlich zwingen. Ein Chefaufseher des Flughafens, der für eine Verkehrsruhe zwischen 22 und sechs Uhr plädiert – das wäre nun wirklich eine weitere Flughafenlachnummer aus Berlin-Brandenburg geworden und alle Airportkonkurrenten im Norden und der Mitte Deutschlands hätten sich vor Begeisterung kaum mehr halten können.

Beißhemmungen im entscheidenden Moment

Nun also wieder Wowereit. Anders als vor einem knappen Jahr, als er auch ein Rücktrittskandidat vom politischen Amt war, stark angeschlagen, ist seine Position heute gefestigt. Die innerparteilichen Konkurrenten hatten entweder im entscheidenden Moment Beißhemmungen, erwiesen sich als zu profilarm oder begriffen einfach, dass der Zeitpunkt für eine Attacke auf den Frontmann noch nicht gekommen war. Und der christdemokratische Koalitionspartner mochte die SPD-Schwäche nicht ausnutzen, es regierte sich gerade so bequem.

Im nun wieder sicher gewordenen Sattel ruht sich der Regierende aus. Irgendwelche bahnbrechenden stadtpolitischen Initiativen von ihm sind nicht zu verzeichnen. Politische Gestaltungskraft zeigt eher der SPD-Fraktionsvorsitzende im Einvernehmen mit seinem christdemokratischen Kollegen. Bundespolitisch hat Klaus Wowereit in den Ruhemodus umgeschaltet. Auch im Kreis der Ministerpräsidenten und sonstigen Länderchefs ist er nicht durch besondere Aktivitäten aufgefallen. Negativ betrachtet, könnte man das summarisch deuten als unaufgeregtes Abwarten bis zum Ende der Amtszeit. Positiv gewendet, bleibt eigentlich nur, dass er eines, und das aber nun sehr ernst, wirklich noch beweisen muss: dass er alles in seiner Macht liegende tun wird, um diesen Flughafen im Wortsinne zum Fliegen zu bringen.

Wowereit, das Arbeitstier

Seinen Kritikern kann er entgegenhalten, dass sie den immer wieder als so dringend wünschenswert beschworenen Fachmann für das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden nicht gefunden haben. Der oder die sollte ja nicht nur hoch kompetent, sondern möglichst noch billig sein. Nur gegen Klaus Wowereit polemisieren, aber keine Alternative aufzeigen, das ist eben nur Maulheldentum. Aus der Umgebung Wowereits wird zuverlässig der Eindruck vermittelt, er habe sich mit großer Verbissenheit in das Flughafenthema hineingewühlt. Dass er ein Arbeitstier ist, haben auch seine Gegner nie bestritten. Nun ist er also wieder Chef, weil sich kein anderer getraut hat. 2016 ist die nächste Wahl zum Abgeordnetenhaus. Gibt es bis dahin einen festen Eröffnungstermin für BER oder gar schon das Fest selbst, ist es auch sein Triumph. Tiefer fallen, als er schon lag, kann er ohnedies nicht mehr.

Gerd Appenzeller

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