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Russische Agenten in den USA: Spione wie wir

US-Präsident Obama und Russlands Präsident Medwedew wollen aus der Spionage- keine Staatsaffäre machen. Was bisher über die elf russischen Spione bekannt wurde, klingt eher nach Gaunerkomödie als nach Geheimdienstthriller.

In zwanzig Jahren, wenn Barack Obama und Dmitri Medwedew längst nicht mehr Präsidenten sind und über vergangene Zeiten plaudern, werden sie wahrscheinlich herzhaft über diese Episode lachen können. Weißt du noch – diese Spionageaffäre im Sommer 2010, die beinahe unser Bemühen um mehr Partnerschaft torpediert hätte? Für den Moment müssen sie gute Miene zu einem Spiel machen, das eher Züge eines überraschenden Dilettantismus als der Böswilligkeit zeigt.

Die belastbarste Erkenntnis aus der vergangenen Woche, in der die Festnahme eines angeblichen russischen Agentenrings in den USA die internationalen Schlagzeilen prägte: Obama und Medwedew wollen daraus keine Staatsaffäre machen. Sie tun alles, damit der peinliche Vorfall ihre Politik des „Reset“, eines Neustarts in den Beziehungen, nicht behindert. Auch Regierungschef Wladimir Putin hält sich an diese Marschroute. Das ist bemerkenswert angesichts des ungelösten Rätsels, ob der Ex-KGBler und der Präsident einen Machtkampf austragen, zu dem auch unterschiedliche Kurse in der Außenpolitik gehören, oder ob sie der Welt diese Rivalität nur vorspiegeln, weil die Arbeitsteilung in „good cop“ und „bad cop“ dem russischen Interesse dient.

Ansonsten stiftet der Ablauf der Ereignisse eher Verwirrung. Und stürzt ein weiteres Denkmal. Der KGB stand mal im Ruf eines gefährlichen Geheimdienstes, der seine Agenten in Schlüsselstellungen im Westen brachte. Was bisher über die elf russischen Spione bekannt wurde, klingt eher nach Gaunerkomödie als nach Geheimdienstthriller. Seit Jahren ließen sich russische Paare ein amerikanisches Mittelklasseleben mit Eigenheim in angenehmen Vororten von New York, Boston und Washington finanzieren, ohne dafür je brisante Informationen zu liefern. Sie haben nicht den USA geschadet, sondern Russland betrogen. So lächerlich ist der Zustand der russischen Auslandsspionage. Das wird Putin mehr schmerzen als ein aufgeflogener Agentenring.

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