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Begehrte Insel: Ein japanischer Flieger patroilliert die von China beanspruchte Insel Diaoyo im Pazifik

© AFP

Säbelrasseln im Pazifik: Könnte das Duell zwischen China und Japan eskalieren?

Japan und China duellieren sich um - eigentlich uninteressante - Inseln im Pazifik. Die Zuspitzung erinnert stark an Europa am Vorabend des Ersten Weltkrieges. Allerdings liegt heute vieles anders.

In Asien mischen sich heute Zutaten, die vor hundert Jahren in Europa einen Weltkrieg entfesselt haben: Nachbarvölker mit inkompatiblen Geschichtsbildern, die die Traumata der letzten Konflikte nicht verwunden haben, sich um tatsächliche oder vermeintliche Gebietsansprüche betrogen sehen und um die Kontrolle von Rohstoffen und Handelswegen konkurrieren. Chauvinistische Kräfte fachen die Stimmung an, da unterscheiden sich China, Japan und die beiden Koreas nur graduell.

Die Zuspitzung ergibt sich aus Chinas Aufstieg. Es baut seine Militärmacht systematisch aus und testet regelmäßig, ob es seinen Nachbarn Zugeständnisse abpressen kann. Das Vehikel sind angebliche Rechtsansprüche auf – meist unbewohnte – Inseln, die eine Ausweitung der Hoheitszone und Ansprüche auf die Rohstoffe darunter begründen sollen. Glücklicherweise ist die Kriegsdynamik weniger zwangsläufig als am Vorabend des Ersten Weltkriegs. Chinas Führung will keinen Krieg. Erstens würde selbst ein siegreicher Konflikt Ressourcen verschlingen, die das Land dringend für die innere Modernisierung benötigt. Zweitens kann Peking zwar in jedem einzelnen Kräftemessen mit einem schwächeren Nachbarn die Oberhand behalten, nicht aber, wenn seine Gegner sich zusammenschließen und Sicherheitsgarantien der USA haben.

Amerika und seine Bündnissysteme sind hoch attraktiv in Asien, auch für Länder wie Vietnam, die vor wenigen Jahrzehnten noch im Krieg mit den USA lagen. Drittens sind die beteiligten Staaten ökonomisch enger vernetzt als die Gegner von 1914. Ein Krieg würde ihren Handelsinteressen schwer schaden.

Da liegt auch der Unterschied zum Kalten Krieg. Die USA und die Sowjetunion hatten getrennte Handels- und Währungssysteme. China und Amerika sind voneinander abhängig durch Warenaustausch und Chinas hohe Dollarreserven.

Ein Restrisiko bleibt: dass die sich häufenden militärischen Machtdemonstrationen mit Kampfjets und Kriegsschiffen zu unbeabsichtigten Schusswechseln führen. Selbst dann muss es nicht zur Eskalation kommen. Der Mix aus wirtschaftlicher Einbindung und militärischer Abschreckung wirkt. Amerikas Präsenz in dieser Weltregion fördert den Frieden.

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