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Meinung: Säkular war einmal

Die hiesigen evangelischen Kirchen melden Besucherrekorde. Für manche Medien ist das diesjährige Weihnachten willkommener Anlass, über den Zustand der Frömmigkeit im Lande zu räsonieren und über die Rückkehr des Religiösen zu spekulieren.

Die hiesigen evangelischen Kirchen melden Besucherrekorde. Für manche Medien ist das diesjährige Weihnachten willkommener Anlass, über den Zustand der Frömmigkeit im Lande zu räsonieren und über die Rückkehr des Religiösen zu spekulieren. Statistische Daten jedoch wie Gottesdienstbesuch taugen als Indikatoren wenig. Die protestantischen Ziffern sind seit einem Jahrhundert stabil und spärlich – ungeachtet weihnachtlicher Lichtblicke. Der Rückgang bei den Katholiken hat sich zwar etwas stabilisiert, aber im ganzen Land werden nach wie vor Pfarreien zusammengelegt und neue Lebensformen für die schrumpfenden Gemeinden gesucht. Geändert hat sich nicht die fromme Praxis, aber das generelle Klima gegenüber Religion und Glaube. Es gibt ein neues und unbefangeneres Interesse. Es mehren sich die fragenden Stimmen, ob die als selbstverständlich angesehene Verschränkung von Modernität und Säkularisierung überhaupt noch gilt. Ausgerechnet ein schiitischer iranischer Theologe war es, der den verblüfften Besucher Jürgen Habermas vor zwei Jahren mit der Frage konfrontierte, ob nicht aus kulturvergleichender und religionssoziologischer Sicht die europäische Säkularisierung der eigentliche Sonderweg im Weltgeschehen der Religionen sei. Eine mehr als berechtigte Frage – angesichts der Entwicklungen im Islam und in den USA. M.G.

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