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Meinung: Sag’s noch einmal

Von Christoph von Marschall

Es ist unglücklich, dass der Kanzler krank ist und er seine Rede zur Zukunft des transatlantischen Verhältnisses nicht selbst in München vortragen und die vielen Fragen, die sie auslöste, beantworten konnte. So hat er die Verbündeten verwirrt, was wohl kaum seine Absicht war. Seit Wochen werden in Europa wie in Amerika die Erwartungen hochgeschraubt, Präsident Bushs Besuch in zehn Tagen werde den Beginn eines neuen Dialogs nach dem Irakstreit markieren. Viele erhofften sich von Schröder eine Antwort auf die Charmeoffensive der neuen USAußenministerin Rice. Das ist gründlich schief gegangen. Viele in München haben den Kanzler so verstanden, als habe er nicht nur eine ziemlich kritische Zustandsbeschreibung der Allianz gegeben, sondern wolle die EU als neuen globalen Player über die Nato stellen. Der Vorschlag, ein Gremium mit der Reform der politischen Abläufe im Bündnis zu beauftragen, wurde von Verteidigungsminister Rumsfeld mit dem Hinweis auf zahlreiche erfolgte Reformen in der militärischen Struktur abgetan.

Wer Schröders Rede aufmerksam liest, wird darin viele kluge und richtige Gedanken finden. Aber der Kanzler hat sie schlecht in die Öffentlichkeit gebracht – ohne Koordination und ohne Konsultation. Er hat genau den Fehler begangen, den er der Nato vorwirft. Schröder wird also einen zweiten, besser vorbereiteten Anlauf vor dem oder beim Bush-Besuch nehmen müssen, wenn er will, dass seine Gedanken gehört werden. Um die Nato ist es im Übrigen nicht so schlecht bestellt. Sie soll, das hört man jetzt immer öfter, das Nahostfriedensabkommen überwachen, auf das alle Welt hofft – gerade weil sie Amerikaner und Europäer umfasst.

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