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Meinung: „Schachtjor ist ein Stern, es ist die Zukunft“

Es gibt nichts, was man Rinat Achmetow nicht zutrauen würde. Bestechung, Erpressung, Auftragsmorde sollen auf das Konto des 42-jährigen Ukrainers gehen – außerdem soll er der reichste Mann der Ukraine sein.

Es gibt nichts, was man Rinat Achmetow nicht zutrauen würde. Bestechung, Erpressung, Auftragsmorde sollen auf das Konto des 42-jährigen Ukrainers gehen – außerdem soll er der reichste Mann der Ukraine sein. Auf rund vier Milliarden Dollar wird sein Vermögen geschätzt. Er besitzt Kohleminen, Stahlfirmen, Schokoladenfabriken, IT-Firmen, Hotels und: den legendären Fußballklub Schachtjor Donezk. Offiziell ist der Oligarch lediglich Präsident des Vereins. Zur eigenen Imagepflege investiert er aber jährlich unglaubliche Summen in sein Hobby, bis heute sollen es weit über 250 Millionen Euro sein. Und weil Rinat Achmetow nicht ewig auf den sportlichen Erfolg warten will, hat er nicht nur in eine Fußballakademie für 3000 Nachwuchskicker investiert, sondern auch die Mannschaft mit Ausländern kräftig aufgepäppelt. Der nächste Coup wird ein neues Stadion, das rechtzeitig zur Fußball-Europameisterschaft im Jahr 2012 eingeweiht werden soll. Denn, so die Hymne des Vereins, „Schachtjor ist ein Stern, es ist die Zukunft“.

Achmetow, der zu der traditionell in der Ukraine diskriminierten tatarischen Minderheit gehört, hat schon in sehr jungen Jahren gelernt, wie man Menschen manipuliert und damit auch noch zu Geld kommt. Zu Sowjetzeiten soll er als Chef einer Hütchenspielerbande im Kurort Sotschi am Schwarzen Meer erstes Kapital angehäuft haben. Die Verbindung Achmetows zu Premier Viktor Janukowitsch, der aus dem Donezk stammt, resultiert aus den Zeiten des Raubtierkapitalismus der frühen neunziger Jahre, als er sich viele Filetstücke der Sowjetwirtschaft zu Spottpreisen unter den Nagel riss. Achmetow hat den Aufstieg des Politikers mit seinen Millionen unterstützt und gilt als Hauptfinanzier von Janukowitschs Partei der Regionen.

Auch in diesen Tagen kommt er ihm wieder zu Hilfe. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Tausende von Demonstranten, die jeden Tag in Kiew für den Regierungschef auf der Straße stehen, auf Kosten von Achmetow aus dem Osten des Landes in die Hauptstadt gekarrt werden. Doch bei allen Dingen, die Rinat Achmetow tut, handelt er nicht, ohne den eigenen Nutzen aus den Augen zu verlieren. So unterstützt er den Premier vor allem deshalb, weil dessen Rivale, der Präsident Viktor Juschtschenko, eine unabhängige Justiz schaffen will. Noch braucht der Multimilliardär sich keine Sorgen zu machen. Denn seit einem Jahr sitzt er selbst im Parlament und genießt die Immunität eines Abgeordneten.

Knut Krohn

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