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Alles im Plus, alles meins: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU).

© dpa

Schäuble vergleicht Putin mit Hitler: Politisch brandgefährlich

Frieden entsteht durch Diplomatie. Das hätte Wolfgang Schäuble den Schülern erklären sollen - statt in die Geschichtskiste zu greifen. Vergleiche mit Hitler sind in jedem Fall nie zielführend.

Von Antje Sirleschtov

Mit Verlaub, Herr Minister: Das geht gar nicht! Erst Hillary Clinton, dann reihenweise Leitartikler aus Polen, dem Baltikum und Tschechien. Jetzt zieht auch Wolfgang Schäuble den Hitler-Vergleich heran, um Berliner Schülern Wladimir Putins Denkmodell für die Annexion der Krim zu erklären. Ausgerechnet zum EU-Projekttag, wo Schäuble doch wie kein anderer deutscher Politiker für den völkerversöhnenden Gedanken der europäischen Einigung steht.

Frieden braucht Diplomatie, keine Unterstellungen

Statt verbal mit Hitler-Vergleichen zu zündeln, hätte es dem alten Mann der deutschen Politik gut zu Gesicht gestanden, den Schülern zu erklären, was der friedliche Ausweg aus den Spannungen im Osten ist.

Denn Frieden ist die Klammer Europas. Wann war das so zum Greifen nah wie jetzt, in dieser Krise. Frieden aber entsteht durch Diplomatie. Und Moskau zu unterstellen, dort sei man auf Hitlers Abwegen zur Unterwerfung der Welt, ist das Gegenteil von Diplomatie. Das ist historisch grober Unsinn, politisch brandgefährlich und pädagogisch sowieso komplett daneben. Wolfgang Schäuble hat offenbar schon vergessen, wie es sich angefühlt hat, als im vorigen Jahr in Athen wütende Griechen auf Merkel-Plakate Hitler-Schnauzbärte geklebt hatten.

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