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Meinung: Schreibtischdiagnosen

„Infarkt im Bein“ vom 7. Februar Das Kernproblem liegt leider in unserem Gesundheitswesen.

„Infarkt im Bein“ vom 7. Februar

Das Kernproblem liegt leider in unserem Gesundheitswesen. Sie werden kaum einen Arzt finden, der die Gefäße seiner Patienten ohne Grund untersucht. Es gibt einfache und preiswerte Methoden zur Überprüfung des Gefäßsystems. Ich kenne keinen Hausarzt, der prophylaktische Untersuchungen durchführt. Eine körperliche Untersuchung findet kaum noch statt. Die Ärzte betreiben Gerätemedizin und stellen die Diagnosen am Schreibtisch und dem Computer. Der Patient wird weiterüberwiesen. Jeder Facharzt schickt den Kranken zum nächsten Facharzt. Kurzfristige Termine gibt es für Kassenpatienten kaum. So ist schnell ein Jahr vergangen, und die Krankheit schreitet fort. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich dramatisch. In seiner Verzweiflung wandert der Kranke von Arzt zu Arzt, die Kosten steigen. Was soll der Patient machen, wenn ihm der Arzt sagt: „Ihre notwendigen Medikamente kann ich Ihnen nicht verschreiben, dazu ist meine Praxis zu klein, ich habe nicht genug gesunde Patienten.“ Oder ein anderer Arzt erklärt: „Pro Patient erhalte ich für das Quartal 75 Euro.“ Was sagt man einem Arzt, der erklärt: „Für Ihr Alter sehen Sie doch gut aus.“ Man kann es auch so interpretieren: Was erwartet der alte Mann mit 77 Jahren noch.

Nach meiner Erfahrung machen der Kardiologe und der Angiologe jeder sein Ding. Dazu müssen Sie erst einmal dahin überwiesen werden. Ich finde das Thema jedenfalls wichtiger als den Pferdefleischskandal.

Hans-Joachim Engert,

Berlin-Lichtenrade

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