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Meinung: Schröder auf dem Hochseil

DIE DEUTSCHEN UND DER IRAK

Nimmt Deutschland eine Sonderrolle in der Debatte um Militärschläge gegen den Irak ein? Die Bevölkerung denkt gar nicht so viel anders als die europäischen Nachbarn. Alleingänge einer Supermacht sind den meisten Deutschen ebenso wenig geheuer wie den meisten Franzosen, Briten oder Polen. Rund die Hälfte ist für eine Beteiligung, sofern es ein UN-Mandat dafür gibt, die andere Hälfte dagegen. Wenn der Eindruck entsteht, Deutschland begebe sich auf einen Sonderweg, dann liegt das nicht an den Bürgern, sondern – an der Regierung. Sie schließt als einzige unter den großen Ländern Europas die Teilnahme an Militäraktionen aus. Der Brite Blair reagiert auf die Skepsis seiner Bürger offensiv: Dann muss ich eben mehr tun, um sie zu überzeugen. Der Franzose Chirac drängt auf ein UN-Mandat, er will den Zweiflern zumindest sagen können, er habe das Völkerrecht auf seiner Seite. Der Kanzler hat bisher die bequemste Lage – daheim. Die Umfragen geben ihm große Rückendeckung, wenn er US-Präsident Bush zuruft: ohne uns! International aber hat er sich in eine einsame Lage manövriert. Und das zu einem Zeitpunkt, da Deutschland nicht nur einen Sitz im UN-Sicherheitsrat bekommt, sondern demnächst sogar den Vorsitz übernimmt. Als Außenseiter das Gremium zu führen, das ist ein diplomatischer Hochseilakt. Und den halten bekanntlich selbst geübte Turner nicht lange durch. cvm

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