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Schwarz-Grün-Rot: Berliner Rechenspiele

Wer scheinbar die einen wählt, wählt genau genommen die anderen. So verunsichern derzeit die Berliner Wahlkämpfer die Wähler - und das mit fatalen Folgen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Ein Wahlsieg der Konkurrenz im September, im Zusammenspiel von Grünen und Christdemokraten – davor haben die Berliner Sozialdemokraten ein bisschen Angst. Deshalb haben die Kampagneros in den Wahlkampfbüros beschlossen, die Wähler auf diesen Versuch der arglistigen Täuschung aufmerksam zu machen. Wer Grün wählt, riskiere, dass er Schwarz an die Macht bringt, hat der SPD-Spitzenkandidat Klaus Wowereit in der "Super Illu" gesagt. Er sei sich sicher, dass die Bürger das nicht wollten.

Andere Genossen werden in den nächsten Wochen in dieselbe Posaune blasen. Und es sieht ganz so aus, als wenn sich die Berliner auf einen komischen Wahlkampf gefasst machen müssen. Denn die Union hat ebenfalls Grund zu warnen: Wer SPD wählt, wählt die Grünen gleich mit. Und die Grünen werden den Wählern einbimsen, dass sie sich vor Rot-Schwarz in Acht nehmen müssen. Wer bei der Union sein Kreuzchen mache, stütze eigentlich den Sozi Wowereit. Oder wie?

Es wird einem ganz schwindlig angesichts der drohenden Gefahren auf dem Weg in die Wahlkabine. Offenbar sind die Zeiten jener Klarheit vorbei, als man noch die Partei seines Herzens oder Verstandes frohgemut wählen durfte – ohne raffiniert taktischen Hintersinn. Stattdessen werden die Bürger entmündigt und entmutigt, weil ihnen das Gefühl gegeben wird: Ihr wählt gar nicht das, was ihr wählt. Wen wundert’s da noch, dass viele an den diversen Wahlsonntagen zu Hause bleiben?

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