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Horst Seehofer.

© dpa

Seehofers Abschiedsphantasien: Geht er oder geht er nicht?

CSU-Chef Horst Seehofer will 2018 nun definitiv nicht mehr antreten. Sagt er. Doch kann man ihm das glauben? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Rainer Woratschka

Sollen wir ihm diesmal glauben? Oder spielt er wieder nur mit seinen Möchtegern-Nachfolgern, testet Reaktionen aus, will sich von der Partei seine Unersetzbarkeit bestätigen lassen?

Vor zwei Jahren hat CSU-Chef Horst Seehofer schon mal seinen Rückzug für 2018 angekündigt. Im Herbst vergangenen Jahres war dann plötzlich alles wieder ganz ungewiss. Er wolle einen „geordneten Generationenübergang“, stellte Bayerns Alleinherrscher klar – und dass er ganz genau wisse, was er zu tun hätte, wenn dieser nicht gewährleistet sei.

Weitermachen nämlich, ergänzten andere seine sibyllinische Botschaft – und Seehofer widersprach mit keiner Silbe.

Jetzt also, gut zwei Monate später und grade noch rechtzeitig vor der berühmt-berüchtigten Kreuther CSU-Klausur, der Rückzug vom Rückzug des angekündigten Rückzugs. „Ich werde bei der nächsten Landtagswahl nicht mehr kandidieren“, stellte der Regierende in der "Welt" klar. Diesmal ohne Einschränkung. Aber was nicht ist, kann ja wieder werden – zum Beispiel, wenn der ungeliebte Kronprinz, Markus Söder mit Namen, ordentlich das Raufen anfängt mit der beliebteren, bislang aber politisch gedeckelten Kronprinzessin namens Ilse Aigner. Bayerns Regierender hat sich schließlich noch immer das Recht herausgenommen, sein Fähnlein nach dem Wind zu drehen und seinen Möchte-Gern-Nachfolgern klarzumachen, dass sie an ihn noch lange nicht heranreichen. Was kümmert ihn, frei nach Adenauer, sein Geschwätz von gestern?

Allerdings wird sich der bei der letzten Wahl bereits als Drehhofer Verspottete eine neuerliche Volte in eigener Sache nicht mehr leisten können. Sein narzisstisches Spiel mit Abschiedsphantasien, mal ernst, mal weniger ernst gemeint, geht inzwischen auch vielen in der eigenen Partei auf die Nerven.

Insofern könnte die Aussicht, in drei Jahren tatsächlich einen oder eine andere auf den Schild heben zu dürfen, der verunsicherten CSU Erleichterung verschaffen. Das Dumme ist nur, dass man sich weder den rumpelnden Franken noch die zage Oberbayerin im Amt des Ministerpräsidenten wirklich vorzustellen vermag - und dass von den anderen möglicherweise Geeigneten nach Doktorarbeit, Modellauto-Affäre und Maut-Turbulenzen keiner mehr übrig ist.

Außerdem wartet auf die Nachfolger ein unschönes Erbe. Unter Seehofer ist vieles beliebig geworden in der einst ideologisch gefestigten CSU. Und der aktuell losgetretene Zoff mit den Kirchen über die Asylpolitik wird der Partei mit dem "C" im Namen auch noch gewaltig zu schaffen machen.

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