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Ségolène Royal: „Ich bin verletzt, aber nicht besiegt“

Sie ist die Ex vom neuen französischen Präsidenten. Nun wird Ségolène Royal von ihrer Nachfolgerin politisch demontiert. Ein Porträt.

Verrat. Es ist nicht das erste Mal, dass Ségolène Royal die Erfahrung macht, das Opfer von Treulosigkeit, mangelnder Loyalität und Rachsucht zu sein. François Hollande, ihr Lebensgefährte seit gemeinsamer Studienzeit an der Eliteschule ENA, Vater ihrer vier Kinder und neuer sozialistischer Staatspräsident, verließ sie für Valérie Trierweiler, die jetzt als Erste Dame Frankreichs an der Seite ihres Ex-Gefährten steht. Im Wahlkampf 2007, in dem sie für die Sozialisten gegen Nicolas Sarkozy kandidierte, ließ es ihre Partei an der nötigen Unterstützung fehlen. Eric Besson, Wirtschaftsexperte ihres Wahlkampfteams, lief zu Sarkozy über und wurde Minister. Beim Kongress der Sozialisten 2008 in Reims sah sie sich durch Manipulationen bei der Stimmenauszählung zugunsten von Martine Aubry um den Posten der Parteichefin gebracht.

Ein Abgrund an Verrat tat sich jetzt vor ihr auf, als Trierweiler über ihr Twitter-Konto zur Unterstützung von Olivier Falorni aufrief, des sozialistischen Lokalpolitikers, der im Wahlkreis von La Rochelle ihre von Hollande abgesegnete Kandidatur zur Parlamentswahl in Gefahr bringt. Mit den 137 Zeichen, die sie in ihr Smartphone tippte, löste die Première Dame einen Skandal aus, wie es nur Franzosen können. Was sie dazu bewog, dem Präsidenten in den Rücken zu fallen und Royal eins auszuwischen, darüber zieht nun ganz Frankreich her. Die Neue und ihre Vorgängerin können sich nicht leiden, heißt es. Doch es scheint mehr als ein Zickenkrieg zu sein. Trierweiler nimmt es Hollande übel, dass er sich gegenüber seiner Verflossenen wie ein Gentleman verhält. Das Fernsehpublikum bekam dies am Tag der Amtseinführung mit, als Royal von Hollande mit ritterlicher Geste begrüßt, von ihrer Nachfolgerin aber geschnitten wurde. Die Erste Dame will ihr Terrain an der Seite des Präsidenten gegenüber der Vorgängerin klar markieren.

24 Stunden ging Royal allen Fragen aus dem Weg und zog sich in Schweigen zurück. Dann ging sie zum Angriff über. Ihre Wahlaussichten sind gering. Mit 42 Prozent der Stimmen kann sie rechnen, zu wenig, um in die Nationalversammlung einzuziehen, auf deren Präsidentenstuhl sie ein Auge geworfen hatte. Falorni könnte mit den Stimmen der Rechten und extremen Rechten auf 58 Prozent kommen. Ihren Gegnern wirft Royal „Betrug“ und „Verrat“ vor. Doch sie gibt sich nicht geschlagen: „Ich bin verletzt, aber nicht besiegt.“ Hans-Hagen Bremer

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