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Sergei Lawrow, russischer Außenminister.

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Sergei Lawrow, Außenminister Russlands: „Sanktionen verstoßen gegen die Vernunft“

Er ist Russlands bester Beamter. Seine US-Kollegen spielt er in der Ukraine-Krise zuweilen glatt an die Wand. Sergei Lawrow hat sein Handwerk von der Pieke auf gelernt.

Europa und die USA haben in der Ukraine „auf das falsche Pferd“ gesetzt. Westliche Politiker hätten das eingesehen, würden sich aber aus Prinzip – „in diesem Falle dem falschen“ – darauf versteifen, „ihr Projekt bis zum Ende durchzuziehen“. Dadurch habe auch Moskau „kaum noch Möglichkeiten zurückzurudern“.

Es sind Statements wie diese, für die die Russen ihren Außenminister lieben – ihren Sergei Lawrow, 64 Jahre alt, der die Interessen von Mutter Heimat so gut vertritt wie einst Andrei Gromyko, sein legendärer Vorgänger aus der Ära des Kalten Krieges, als Moskau und Washington sich durch Abschreckung in Schach hielten und dadurch der Welt die längste Friedensperiode der Neuzeit bescherten. Spätestens die Entwicklungen in der Ukraine zeigten, dass beide Länder wieder auf gleicher Augenhöhe sind. Der Lorbeer – auf Russisch „Lawr“ – gebührt dem Mann, der seinen Nachnamen von dem Hartlaubgewächs für Siegertypen herleitet und in mühevoller Kleinarbeit die vom Kreml vorgegebenen Leitlinien der Politik umsetzt.

Russlands Außenminister sind keine Politiker, sondern Beamte. Sie sind Vordenker und Zuchtmeister eines Heeres von Karrierediplomaten, die ihr Handwerk von der Pike auf lernten, im MGIMO, der elitären Kaderschmiede für den Auswärtigen Dienst. Anwärter lernen dort, Protokoll und Etikette wie Keule und Streitaxt zu schwingen, und werden von ersten Tag an zu Experten für bestimmte Weltregionen geschult. Kompetenzen, mit denen Lawrows Subalterne ihre US-Kollegen auch in der Ukraine-Krise zuweilen glatt an die Wand spielten. Der Meister selbst hatte sich damit schon in der Uno, wo er mit kurzen Unterbrechungen über zwanzig Jahre tätig war, zuletzt als Russlands Ständiger Vertreter, Respekt verschafft.

So auch bei Putin, der Lawrow 2004 zum Außenminister machte. Die kurz zuvor in Kraft gesetzte neue Doktrin, mit der Russland wieder Glanz und Größe gewinnen sollte, ließ sich nur mit neuem Spitzenpersonal realisieren. Mit „Eurasiern“, die auf eine Welt mit mehreren Kraftzentren setzen und aus Interessenkonflikten zwischen USA, Europa und China das Maximum für Russland herausholen. Das ist ein Parcours auf hohem Seil, bei dem Lawrow sich als inzwischen dienstältester Außenminister im postkommunistischen Russland von Erfolg zu Erfolg hangelt. Lawrow, glauben Freunde wie Feinde, werde so lange in dem Wolkenkratzer aus der Stalin-Ära sitzen wie Putin im Kreml.

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