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Meinung: Sie lieben den Verräter

MINISTER GRASSER VERLÄSST HAIDERS FPÖ

Bundeskanzler Schüssel kriegt Jörg Haiders vielleicht doch noch ganz klein. Jetzt hat er der FPÖ den populären Finanzminister KarlHeinz Grasser abspenstig gemacht – gegen die Zusage, der dürfe auch nach der Wahl, in einer ÖVP-geführten Regierung, das Finanzressort leiten. „Verräter!" schreien die FPÖ und ein verbitterter Haider ihrem Jungstar nach, den sie höchstselbst weggeekelt haben. Grasser hat die FPÖ als Sprungbrett für seine Karriere benutzt, ohne in die servile Haider-Hörigkeit zu verfallen, wie so viele andere. Er ist ein Technokrat; Kritik an seiner fachlichen Kompetenz war nicht zu hören. Aber hat er auch eine politische Meinung, gar eine „Gesinnung"? Deutlich ist ihm das Vergnügen anzusehen, sich im Kreis der Großen dieser Welt zu bewegen. Vor allem ist der junge, fesche Grasser ein exzellenter Verkäufer: Er kann unter den mehreren hunderttausend FPÖ-Wählern jene mitreißen, die einen konstruktiven, salonfähigen Kurs anstreben und sich vom zerstörerischen Rabaukentum Haiders abgestoßen fühlen. Haider sagt, einen „Verräter" werde garantiert niemand wählen – frei nach dem Sprichwort, die Menschen lieben den Verrat, nicht aber den Verräter. Doch wer Grasser wählt, fühlt sich wohl eher von Haider verraten. pak

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