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Meinung: „Sie weiß, was für Schmerzen

… ich jetzt empfinde.“ Maria Mutola sagte nur einen einzigen Satz.

… ich jetzt empfinde.“

Maria Mutola sagte nur einen einzigen Satz. Sie sagte ihn ziemlich tonlos, sie wollte jetzt einfach nur ihre Ruhe. „Kelly und ich trainieren zusammen, sie weiß, was für Schmerzen ich jetzt empfinde.“ Mehr brachte sie nicht raus in den Katakomben des Olympiastadions von Athen.

Ein paar Minuten zuvor hatte sie noch auf der Tartanbahn gestanden, die Arme auf die Knie gestemmt, den Blick auf die Anzeigetafel gerichtet. Aber dort verändert sich nichts. Finale 800 m Frauen, 4. Platz, Maria Mutola, Mosambik, 1:56,51 Minuten, stand dort. Dort stand auch: Gold, Kelly Holmes, Großbritannien, 1:56,38 Minuten. Dass Maria Mutola gerade ihre bitterste sportliche Niederlage erlitten hatte, stand nicht dort.

Maria Mutola beherrscht den 800-m-Lauf seit zehn Jahren. Sie ist Olympiasiegerin von 2000, dreimalige Weltmeisterin, sechsmalige Hallen-Weltmeisterin, sie hat 2003 den Jackpot der Golden-League mit einer Million Dollar gewonnen, sie hat 2004 nur ein einziges Rennen verloren. Aber jetzt hatte ihr ausgerechnet die Trainingspartnerin und beste Freundin das Gold weggenommen, auf das Maria Mutola und ganz Mosambik gehofft hatten. Eigentlich lebt Maria Mutola ja in Südafrika, sie findet dort ideale Trainingsbedingungen. Kelly Holmes kommt jährlich für fünf Monate zu ihr. Dann laufen sie gemeinsam.

Doch den Menschen in Mosambik ist es völlig egal, wo Maria Mutola trainiert. Sie hat sich längst in ihre Herzen gelaufen. In Mosambik wird die Profisportlerin verehrt wie eine Heilige. Sie hat vor vier Jahren in Sydney die erste olympische Goldmedaille für Mosambik gewonnen. Als sie anschließend auf dem Flughafen von Maputo, der Hauptstadt, eintraf, wurde für sie ein roter Teppich ausgerollt. In Maputo wurde zudem eine Hauptstraße nach ihr benannt, die Grundschule, in der sie lesen und schreiben lernte, trägt seit Sydney auch ihren Namen.

Die Sympathie für die Sportlerin verwandelte sich in tiefe Zuneigung für den Menschen Mutola, als die 800-m-Läuferin die Maria- Mutola-Gesellschaft gründete, die Schulen unterstützt, Talente mit Sportkleidung ausstattet und jungen Läuferinnen ein durchdachtes Training ermöglicht. Im vergangenen Jahr wurde sie von den Vereinten Nationen zur Ehrenbotschafterin für Jugendfragen ernannt. Mutola verkündete daraufhin, dass sie sich intensiv für die Bekämpfung von Aids in Afrika einsetzen wolle.

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