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Meinung: Sieg ohne Wert

Am Ende hat Teheran doch auf die komplette Urananreicherung verzichtet. Vorausgegangen waren mehrere Tage des Taktierens, an denen die Mullahs die Vereinbarung mit den Europäern wieder aufweichen wollten und darauf bestanden, zumindest 20 Anreicherungszentrifugen „zu Testzwecken“ betreiben zu dürfen.

Am Ende hat Teheran doch auf die komplette Urananreicherung verzichtet. Vorausgegangen waren mehrere Tage des Taktierens, an denen die Mullahs die Vereinbarung mit den Europäern wieder aufweichen wollten und darauf bestanden, zumindest 20 Anreicherungszentrifugen „zu Testzwecken“ betreiben zu dürfen. Die Europäer sind – endlich – einmal hart geblieben und Iran musste einsehen, sein Blatt überreizt zu haben. Ist jetzt also alles wieder im Lot? Keinesfalls. Der kleine Achtungserfolg der Europäer bei der Atomenergiebehörde in Wien dürfte sich als Pyrrhussieg erweisen. Denn die Selbstüberschätzung, mit der Teheran sich über die Abmachung mit den Europäern hinwegsetzen wollte, zeigt vor allem eins: Die Übereinkunft mit Paris, London und Berlin über die zeitweise Aussetzung der Uranaufbereitung wird nicht lange Bestand haben. Weil Teheran nicht bereit ist, den Geist des Abkommens zu akzeptieren, der darauf ausgerichtet ist, den Mullahs den Weg zur Atombombe zu versperren. Um aber einen so widerspenstigen Partner wie Teheran wirklich zu binden, dafür hält das Abkommen viel zu viele juristische Schlupflöcher bereit. Was bleibt, ist ein nobler europäischer Versuch, Teheran zum Einlenken zu bewegen. Die Erkenntnis, dass die Mullahs nicht wirklich bereit sind, von ihren Atomplänen zu lassen – und dass sich die internationale Gemeinschaft wahrscheinlich bald wieder mit Irans Atomprogramm wird beschäftigen müssen. clw

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