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Bier, Fußball - und Kommerz: Das gibt es an der Eckkneipe.

© dpa

Sky erhöht die Preise von Live-Übertragungen: Sport ist Kommerz - auch in der Kneipe an der Ecke

Ball und Spieler im Fernsehen laufen für Geld, nicht aus reinem Spaß an der Freude, die gesamte Bundesliga ist eine gigantische Kommerz-Veranstaltung. Jetzt beschweren sich die Kneipiers über den Sender Sky, der drastisch die Preise erhöht hat - der eigentliche Preistreiber ist aber jemand anderes.

Es geht wieder ein Juchzen durch Deutschland. Die Fußball-Bundesliga ist in ihre 51. Saison gestartet, und auch Hertha BSC will mit attraktivem Offensivfußball nicht wieder absteigen müssen. Wer nicht ins Olympiastadion geht oder zum Auswärtsspiel fährt, der möchte wenigstens via Pay- TV-Sender Sky hautnah dabei sein.

Das Leben als Fan erfüllt sich für viele Anhänger in der Gemeinschaft. Die Kneipiers haben das längst erkannt und haben über ihre Theken XXL-Fernseher aufgehängt. Dort zeigt Sky die Bundesliga exklusiv, live und in Farbe.

Wie schön, wie grausam. Sky hat die Abopreise für die Kneipenwirte deutlich, die Betroffenen sagen: drastisch erhöht. Dem Sender wird mit Kündigung gedroht, so viel Bier könne gar nicht verkauft werden, um noch einen befriedigenden Schnitt zu machen.

Sky zahlt für das Recht auf Exklusivübertragung in dieser Saison sagenhafte 486 Millionen Euro an die Deutsche Fußball-Liga, fast das Doppelte der vergangenen Spielzeit. Insgesamt steigerte die Profiliga die Erlöse aus den verkauften Medienrechten von 412 auf 628 Millionen Euro. Der Löwenanteil kommt vom Fernsehen, kommt vom Bezahlsender Sky.

Mit diesem TV-Geld und für dieses TV-Geld laufen Ball und Spieler. Nicht aus Menschenfreundlichkeit, sondern aus Erwerbssinn. Die Fußball-Bundesliga ist eine kommerzielle Veranstaltung, die aus allen Ecken und Enden ihre Einnahmen zieht. Die Fernsehsender sind in diesen Kreislauf ebenso eingebunden wie der Fan und der Kneipier. Viele zahlen in die Portemonnaies weniger.

Wenn die Wirte klagen, dann klagen sie über ihren Vertragspartner Sky. Der muss aber selber sehen, wie er die von seinem Rechtepartner DFL aufgerufenen Preise refinanziert. Die Vermarktungsgemeinschaft und damit die Vereine der Bundesligen sind die Preistreiber. Das übersieht der Fan an der Theke gerne, denn sein Herz (sein Hirn?) hängt an den Vereinen.

Die neue, übersteigerte Einnahmekultur legt die Organisation der Bundesliga offen. Ein toller Motor, der nur prächtig läuft, wenn auch das Benzin toll ist. Die Spritpreise (!) sind immer ein Ärgernis, die Alternative – Verzicht auf oder Abstriche beim Fußball – ist keine. Wäre auch widersinnig: Die geile Liga muss jetzt megageil werden.

Es hat etwas Rührend-Verständliches, wie der Sport mit einer Wohlfühloase verwechselt wird. Bitte kein Kommerz, keine Homophobie, kein Doping, keine Politik, keine Wetten. Ein Spiel nach den Regeln von gut, schön, wahr. Das mag noch beim Sportabzeichen funktionieren, bei der durchkapitalisierten Variante reimt sich Leistung auf Geld. Kommerzielle Unterhaltung – nichts dagegen – mit den Begleiterscheinungen von Politik, Doping etc. Nie war Sport grausamer, ehrlicher, faszinierender.

Kein Umstand macht vor der Fußballkneipe kehrt. An der Theke „Zum gemütlichen Dicken“ geht es niemals zu wie im Teletubby-Land. Aufgewacht, Kneipiers und Hertha-Fans: Ehe der Kommerzsport seine tragenden Eckpfeiler zum Einstürzen bringt, wird der Zapfhahn trocken – und der Ball eckig.

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